SAKRAMENTE
Die sieben Sakramente
Eine der wenigen Kirchen, in denen die sieben Sakramente in Fenstern dargestellt sind, ist die Hirschfelder Kirche „St. Konrad von Parzham“. Gefertigt wurden die Bleiglasfenster in den Jahren 1952/53 von der Glasmaler-Werkstatt Degwarth aus Görlitz – finanziert dank Spenden der katholischen Gemeinde, des Klosters St. Marienthal und einiger Privatpersonen. Sie stellen Taufe, Firmung, Eucharistie, Ehe, Weihe und Krankensalbung dar. Das siebte Sakrament, die Buße, ist vermutlich im Fenster der Krankensalbung integriert. Darauf könnte die violette Stola hinweisen.
Taufe
Sakramente sind Zeichen, mit denen Gott den Menschen seine Liebe zeigt. Dies wird wohl besonders deutlich in der Taufe, zumal, wenn kleine Kinder getauft werden. Wer die Taufe empfängt, dem wird eine enge Gemeinschaft mit Gott zuteil. Er darf Gott „Vater“ nennen und erhält somit bleibend Jesus als Bruder. In der Taufe wird auch der Heilige Geist geschenkt. Doch auch auf menschlicher Ebene geschieht Entscheidendes: der Getaufte wird aufgenommen in die Gemeinschaft der Kirche. Doch diese Liebe soll keine Einbahnstraße sein. Der Getaufte antwortet auf die Liebe Gottes, der ihn zum Glauben gerufen hat. An der Osterkerze wird die Taufkerze entzündet. Jesus ist Licht der Welt (Joh 8, 12) und beauftragt seine Jünger, dieses Licht in die Welt zu tragen, also selbst Licht zu sein (Mt 5, 14).
Firmung
Die Firmung wird neben der Taufe und der Erstkommunion als „Initiationssakrament“ bezeichnet. Das bedeutet, dass man mit allen drei Sakramenten immer weiter in die christliche Glaubensgemeinschaft hineingeführt wird. Die Gabe des Heiligen Geistes, die in Taufe und Firmung in einmaliger Gestalt geschenkt wird, macht den Menschen zum lebendigen Glied am Leib Christi; ein Bild, das seit dem Apostel Paulus gern für die Kirche verwendet wird. Deshalb wurde dieses Sakrament vielerorts in das Jugendalter gelegt, um auszudrücken, dass der Gefirmte nun Verantwortung für die und in der Kirche und einer konkreten Gemeinde übernehmen kann und soll. Denn die Geistesgaben, so Paulus in seinen Briefen mehrfach, sind zum Aufbau und zum Nutzen der Gemeinde gegeben – also kein Privatbesitz.
Eucharistie
„Auf dem Weg zu deinem Freund soll kein Gras wachsen“, sagt eine afrikanische Lebensweisheit. Im Klartext: Um eine Freundschaft zu erhalten, muss man etwas dafür tun. Genauso ist es auch mit der in Taufe und Firmung geschenkten Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott und seiner Kirche. In der Eucharistie werden diese Verbindungen nicht nur am Leben erhalten, sondern noch mehr vertieft. Auch deshalb lädt die Kirche ihre Mitglieder ein, an jedem Sonn- und Feiertag die Heilige Messe zu feiern und darin das „Brot des Lebens“ (Joh 6, 48) zu empfangen. Wer also seine Sehnsucht nach Gott lebendig erhalten oder sogar bestärken und in Gemeinschaft mit ihm sein Leben, seinen Alltag gestalten möchte, wird mit diesem Sakrament gestärkt und mit allem Notwendigen reich beschenkt.
Ehe
Um gleich einem Irrtum vorzubeugen: Dieses Sakrament spenden sich die Eheleute, nicht der Priester! Er assistiert lediglich. In der Liebe der Brautleute ist Gott gegenwärtig. Das ist etwas zutiefst Heiliges. Und noch mehr: Die Eheleute werden befähigt, durch ihre liebevolle Gemeinschaft den innigen Bund sichtbar zu machen, den Jesus seiner Kirche schenkt, die er wie eine Braut mit sich verbindet (vgl. Eph 5, 25). Die Eheleute versprechen einander, sich zu lieben, zu achten und die Treue zu bewahren alle Tage ihres Lebens. Daraus ergibt sich, dass die Spendung des Ehesakramentes nicht auf die wenigen feierlichen Augenblicke vor dem Traualtar beschränkt ist, sondern dass das Sakrament durch alle Formen der Liebe: Zärtlichkeit, Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Vergebung und vieles andere mehr jeweils neu gespendet wird, was jemandem zu dem schönen Gedanken inspiriert hat: „Die Ehe ist das Sakrament, das man immer zu Hause haben kann“.
Weihe
Das Weihesakrament entfaltet sich in drei Stufen: Diakon, Priester und Bischof. Die Kirche kennt das „Gemeinsame Priestertum aller Gläubigen“ (vgl. 1 Petr 2, 5). Alle Christen sind beauftragt, die dreifache Sendung Jesu weiterzuführen, der für die Menschen seiner Zeit Prophet, Hirte und Priester war – mit allen positiven Gedanken, die diese Worte in uns wachrufen. Durch die Weihe verbindet sich Christus in besonderer Weise mit dem Priester und befähigt ihn dadurch, in seinem Namen zu sprechen und zu handeln. Damit soll der Priester helfen, dass der Glaube an Gott und das Vertrauen auf ihn bei den Gläubigen wächst, dass sie untereinander eine immer tiefere Gemeinschaft bilden und das an ihrem Platz und in ihrem Alltag zeugnishaft leben, womit sie durch Taufe und Firmung beauftragt sind.
Krankensalbung
Bis zum heutigen Tag ist dieses Sakrament das am meisten missverstandene. Hartnäckig hält sich das Wort von der „Letzten Ölung“, die angesichts des nahen Todes gespendet wird. Jesus hat sich vom Leid kranker Menschen berühren lassen und sich ihnen zugewendet. Heute wird die Krankensalbung in Zeiten schwerer Erkrankungen gefeiert. Dieses Sakrament steht für Heilung, Stärkung und Bewältigung der schwierigen Situation. Das heißt nun nicht, dass die Kirche einen sterbenden Menschen allein lässt. So es dem Kranken noch möglich ist, kann er die heilige Kommunion empfangen, die dann ausdrücklich mit dem schönen Namen „Wegzehrung“ bezeichnet wird (eigentlich ist sie das immer). Stärkung also für die letzten Schritte auf dem irdischen Pilgerweg.
Sakrament der Versöhnung
Es ist eine hohe Verantwortung, die der Getaufte und Gefirmte als Zeuge für die Liebe Gottes trägt. Leider werden wir ihr nicht immer gerecht. Durch Schuld und Versagen kann die bestehende enge Verbindung zu Gott und den Menschen belastet oder sogar zerstört werden. Es ist ein Geschenk, dass dies nicht zwangsläufig der Endpunkt ist. Vielleicht gilt hier eine weitere afrikanische Weisheit am eindrücklichsten: „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen“. Erst, wenn uns jemand anderes das Wort der Vergebung ausdrücklich zusagt, können wir wissen: es ist alles wieder gut. Im Sakrament der Versöhnung darf dies der Priester im Auftrag Gottes und der Kirche tun. So sind die Wirkungen der Beichte vielfältig: Sie versöhnt den Menschen mit Gott und den Mitmenschen. Sie eröffnet einen Neubeginn und bewahrt vor der dauernden Belastung vergangener Schuld. Sie beruhigt das eigene Herz, schenkt Trost und Frieden und setzt neue Kräfte frei für den Einsatz für das Gute.
© Texte: Michael Dittrich, Fotos: Jeannette Gosteli