Ersehnt, gebaut und bewahrt

Nicht selten ist es dem unerschrockenen Handeln eines einzelnen Menschen zu verdanken, dass etwas Großes geschieht. So auch in Bernstadt. Nachdem die Reformation das katholische Leben auch auf dem Eigen zum Erliegen brachte, flammte es nach 250 Jahren wieder auf. Die Katholiken stellten einen schriftlichen Antrag an das Pfarramt zu Ostritz, in Kunnersdorf einen eigenen Gottesdienst abhalten zu dürfen. Mit dem Einzug der Textilindustrie kamen weitere Katholiken und schon bald wuchs die kleine Gemeinde auf 200 Mitglieder an. Ihr sehnlicher Wunsch, eine eigene Kapelle zu haben, ging wenig später in Erfüllung – vor allem dank der finanziellen Unterstützung des Kantors Nikolaus Buhr, der sich auch das Patronat des hl. Nikolaus von Myra wünschte. 1928 erhielt die Gemeinde einen eigenen Seelsorger, den Kaplan Aloys Scholze, der 1942 im KZ Dachau als Märtyrer starb. Heute ist die katholische Gemeinschaft vor Ort wieder zusammengeschrumpft. Doch die wenigen kümmern sich rührend um ihre Kirche – in der Hoffnung, dass irgendwann wieder einmal Großes geschieht...

Beide auf einem Blick

Rund 800 Jahre Geschichte auf einem Blick: Anfang des 13. Jh. wird in Bernstadt die erste Kirche gebaut. 1619 geht sie infolge der Reformation in die Hände der Protestanten über. Knapp 300 Jahre später bauen die Katholiken eine neue, kleinere Kirche im Schatten der großen.

Von Anfang an beschützt

Nikolaus Buhr hat nicht nur den Kirchenbau vorangetrieben, er wünschte sich auch, dass die Kirche unter dem Schutz seines Namenspatrons, des hl. Nikolaus von Myra, steht.

In Windeseile

Kaum zu glauben: Zwischen Grundsteinlegung und Weihe des neuen Gotteshauses vergingen nur drei Monate. Finanziert wurde der Neubau vom Bonifatiusverein, dem Bautzner Domstift und dem Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern.  

Dem Historismus verpflichtet

Die Kirche „St. Nikolaus“ wurde, wie zu dieser Zeit noch üblich, im neogotischen Stil errichtet – noch heute erkennbar an den Spitzbögen der Fenster, den Stützpfeilern und dem Dachreiter. 

Dezent gestaltet

Die künstlerische Gestaltung übernahm damals der Ostritzer Künstler Emil Pischel, von dem auch das Altarbild stammt. 

Mit brennendem Herzen

Der Kirchenbau fällt im Jahr 1901 in eine Zeit, in der auch die Herz-Jesu-Frömmigkeit einen Aufschwung erhält. Daher begrüßt auch eine entsprechende Plastik den Gotteshaus-Besucher.

Ausdrucksstarke Bilder

Emil Pischel schuf auch die ausdrucksstarken Bilder des Kreuzweges, die im Kirchenschiff hängen.

Zu klein geworden

Weil nach dem 2. Weltkrieg viele Katholiken auch auf den Eigen kamen, wurde die Kirche zu klein. Daher erfolgte 1955 u.a. die Erweiterung der Längsachse und der Bau der Empore, die acht Jahre später eine Orgel der Bautzner Firma Eule erhielt.

Voller Andacht

Für die 1955 hinzugekommene Sakristei schuf der in Zittau geborene Walter Deckwarth ein schönes Buntglasfenster. Es zeigt Maria und drei ehrfürchtig kniende Ministranten.

Geschichtlicher Abriss
Anf. 13. Jh.: Bau der Marienkirche (heute ev.-luth. Kirche)
1619: Erlöschen des katholischen Lebens infolge der Reformation
1900: erste katholische Gottesdienste in der Försterei Kunnersdorf
1901: Grundsteinlegung 18.06. und Weihe 16.09. der neuen Kapelle 
1928: eigenes Seelsorgeamt, 1951 Pfarrei Kunnersdorf a.d.E. (ab 1957 Bernstadt)
2000: Eingliederung in die Pfarrei „Mariä Himmelfahrt“ Ostritz
2019: Filialkirche der neugegründeten Pfarrei St. Marien Zittau
16. Sept. 1901: Weihefest

Kirche „St. Nikolaus“ Bernstadt a.d.E.
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Thomas und Katharina Reder

© Texte und Fotos: Jeannette Gosteli