HEILIGE

Nikolaus von Myra
Namenspatron der Kirche in Bernstadt a.d.E.
Bonifatius
Namenspatron der Kirche in Herrnhut
Heinrich II.
Namenspatron der Kapelle in Schönbach
Petrus Canisius
Namenspatron der Kapelle in Olbersdorf
Konrad v. Parzham
Namenspatron der Kirche in Hirschfelde
Theresia von Lisieux
Namenspatronin der Kapelle in Schlegel
Antonius von Padua
Namenspatron des Kinderhauses Zittau und des Altenheims Ostritz
Franz von Assisi
Namenspatron des Kinderhauses Ostritz
Maximilian Kolbe
Namenspatron des Pater-Kolbe-Hofes Schlegel
Simon Stock
Gründergestalt der Skapulierbruderschaften
Adolph Kolping
Gründergestalt der Kolpingfamilie
Zdislava von Lämberg
Wichtige Heilige unserer böhm. Nachbarn
Jakobus d.Ä.
Patron des Zittauer Jakobsweges
Bernhard v. Clairv.
Geistiger Vater des Zisterzienserordens
Gerhard Sasso
Gründer des Johanniterordens
Coelestin V.
Gründer des Cölestinerordens
E. Bojanowski
Gründer der Mägde Mariens
Benno
Bistumspatron
Siegfried von Växjö
Patron von Sifridsdorf
Joh. Nepomuk
Wichtige Heilige unserer böhm. Nachbarn
Joh. von Jenstein
Wichtige Persönlichkeit unserer böhm. Nachbarn
Bernh. v. Menthon
Patron der Bergsteiger
Maria
Patronin unserer Pfarreifarrei

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Nikolaus von Myra

Nikolaus von Myra – Ölbild in der Kirche Bernstadt
Nikolaus von Myra – Ölbild in der Kirche Bernstadt

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Kirche Bernstadt Außenansicht
St.-Nikolaus-Kirche in Bernstadt

Normalerweise sind die Heiligen Fürsprecher für uns Menschen bei Gott. Deshalb gibt es die Patronate. Doch dass es auch umgekehrt gehen kann, beweist die Kirche in Bernstadt/Kunnersdorf a. d. Eigen. Die Katholiken stellten stellten einen schriftlichen Antrag an das Pfarramt zu Ostritz, damit auf dem Eigen nach über 250 Jahren wieder katholischer Gottesdienst gefeiert werden konnte. Teilnehmer waren vorwiegend seine böhmischen Gastarbeiter. Als 1901 eine neue Kirche gebaut wurde, unterstützte Buhr den Bau nach Kräften, bedang sich aber aus, dass sein Namenspatron der Schutzpatron dieses Gotteshauses werden sollte. Ein tatkräftiger Mann als Fürsprecher für einen Heiligen bei den Menschen!

Den heiligen Nikolaus gab es tatsächlich, doch allzu viel ist aus seinem Leben nicht überliefert: Der populäre Heilige wurde zwischen 280 und 286 in Patara in der heutigen Türkei geboren. Mit etwa 19 Jahren wurde er zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof von Myra Lykien ernannt; heute heißt dieser Ort Demre und liegt etwa 100 Kilometer südwestlich der türkischen Großstadt Antalya. In Myra begann kurz nach der Bischofsernennung die Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Galerius Valerius Maximinus. Auch Nikolaus geriet der Überlieferung nach in Gefangenschaft und wurde gefoltert. Später nahm er zeitgenössischen Quellen zufolge am ersten ökumenischen Konzil der Kirchengeschichte, dem Konzil von Nikaia im Jahr 325, teil. Dass er dabei einen seiner Widersacher geohrfeigt haben soll, ist zum Glück nicht in das reiche Brauchtum eingegangen, das sich mit dem Heiligen verbindet. Der Todestag des Bischofs war ein 6. Dezember zwischen 345 und 351.

Heute zählt Nikolaus zu den meistverehrten Heiligen der Christenheit. In der griechisch-orthodoxen Kirche gilt er sogar als „Hyperhagios“, als „Überheiliger“ und ist Schutzpatron zahlreicher Orte, Gruppen und Berufe. In der Überlieferung verschmelzen vermutlich die Lebensgeschichten des Bischofs Nikolaus von Myra (4. Jh.) und des Abts Nikolaus von Sion (6. Jh.). Beide lebten an der Küste Lykiens in der heutigen Türkei.

Nikolaus wurde ursprünglich seiner Bischofskirche im heutigen Demre bestattet, doch italienische Seefahrer raubten der Überlieferung nach die Gebeine und schmuggelten sie 1087 nach Bari in Süditalien. Dort werden die Reliquien in der Krypta der Basilika San Nicola von zahllosen Pilgern verehrt.

Lebendig veranschaulichen die Legenden, aus welchem Holz Nikolaus geschnitzt war. Als Sohn reicher Eltern verteilte er sein ererbtes Vermögen unter den Armen. Berühmt ist die Geschichte, wonach Nikolaus einer armen Familie mit drei unverheirateten Töchtern Gold schenkte, um die Mädchen so vor einem Schicksal als Prostituierte zu bewahren und ihre Heirat zu ermöglichen. Nikolaus wird daher oft mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln dargestellt. Geschichten wie diesen verdankt er wohl seinen Ruf als einer, der heimlich Geschenke bringt.

Als in seiner Gemeinde eine Hungersnot ausbrach, bat Nikolaus den Kapitän, Getreide von einem vor Anker liegenden Schiff abladen und an die Hungernden verteilen zu dürfen. Dieser zauderte natürlich zuerst, da die Menge genau bemessen war und er mit voller Ladung in Rom einlaufen wollte. Doch schließlich stimmte der Seemann zu - und siehe da: Das Korn auf dem Schiff wurde nicht weniger, und das verteilte Getreide reichte zwei Jahre lang.

Den zahlreichen Wundern verdankt Nikolaus seine vielen Rollen als Schutzpatron. So wird er als Schutzheiliger der Seeleute verehrt, weil er einem Sturm Einhalt geboten und Matrosen gerettet haben soll. Makaber ist die Legende dreier Knaben, die von Kannibalen bereits getötet und zerstückelt in einem Pökelfass aufbewahrt worden waren und vom Heiligen dennoch wieder zum Leben erweckt werden konnten. Diese Wundererzählung dürfte Nikolaus zum Schutzpatron der Kinder gemacht haben.

Drei zu Unrecht gefangen gehaltene Feldherren soll der Heilige gerettet haben, indem er dem Kaiser im Traum erschien, um ihn zur Freilassung der Männer zu veranlassen. Ein wenig kann man das mit dem „Hyperhagios“ schon verstehen…

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Bonifatius

Bonifatius - Glasfenster im Kölner Dom, Foto: www.koelner-dom.de
Bonifatius - Glasfenster im Kölner Dom, Foto: www.koelner-dom.de

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Kirche "St. Bonifatius" in Herrnhut mit einer Drahtplastik des Kirchenpatrons
Kirche "St. Bonifatius" in Herrnhut mit einer Drahtplastik des Kirchenpatrons

Bei der Frage, wem eigentlich die deutsche Einheit im Jahr 1990 zu verdanken ist, werden immer dieselben Personen genannt, die hier nicht noch einmal aufgeführt werden müssen. Doch ein Name fehlt dabei immer und sollte daher schleunigst in die Liste aufgenommen werden: Wynfreth/Bonifatius. In der Urkunde zur Grundsteinlegung der St.-Bonifatius-Kirche Herrnhut vom 5. Dezember 1954 ist nämlich vermerkt: „Die Kirche soll den Titel St. Bonifatius erhalten. Der Apostel Deutschlands hat durch seine Missionstätigkeit in Ost und West und durch die Verbindung der Kirchen untereinander den Grundstein gelegt zur späteren Einigung der deutschen Stämme. Er möge durch seine Fürbitte uns helfen zur Wiedervereinigung unseres zerrissenen Vaterlandes.“ Doch die Herrnhuter haben sich damals bei der Wahl des Patronats ihrer Kirche nicht nur als prophetische, sondern auch als dankbare Menschen erwiesen. Ein weiterer Grund für diesen Entscheid bestand in der Dankbarkeit gegenüber dem Bonifatius-Verein (heute: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V.), der den Bau großzügig gefördert hatte.

Das Licht der Welt erblickte Wynfreth um 672 in der englischen Grafschaft Wessex. Zunächst trat er in die Benediktiner-Abtei Nursling unweit des heutigen Southampton ein. Mit 30 Jahren wurde er Priester und zunächst Lehrer für Grammatik und Dichtung; er verfasste Bibelauslegungen, die erste englische Grammatik der lateinischen Sprache und viele Gedichte.

716 unternahm der Heilige bei den Friesen seine ersten Missionsversuche - und scheiterte. Er kehrte nach England zurück, um fortan in der Abgeschiedenheit seines Klosters zu leben, was ihm allerdings nicht zuteilwurde. Bereits 717 wurde er zum Abt des Klosters Nursling erwählt, doch wenig später schon zog es ihn schon wieder hinaus in die Mission aufs Festland. Die Reise, zu der der Benediktinermönch im Spätsommer 718 aufbrach, führte ihn zunächst nach Rom; im Laufe seines Lebens reiste er weitere zweimal dorthin. Mit Empfehlungsschreiben und dem Beinamen „Bonifatius“ („der gutes Geschick Verheißende“) ausgestattet, zog er 719 von hier aus nach Germanien und missionierte unter den Friesen, Hessen und Thüringern. In einer Sternstunde seiner Tätigkeit fällte der große Missionar im hessischen Geismar (heute ein Ortsteil von Fritzlar) eine Donar-Eiche, um so die Machtlosigkeit der germanischen Götter unter Beweis zu stellen. Mit seiner Körpergröße von 1,90 Metern muss er seinen Zeitgenossen außerdem riesig vorgekommen sein.

Da er ein so großes Werk wie die Mission nicht allein vollbringen konnte, sammelte Bonifatius männliche und weibliche Mitarbeiter um sich, darunter nicht wenige Heilige. Er gründete Missionsklöster wie etwa Amöneburg, Ohrdruf und Tauberbischofsheim, die Bistümer Eichstätt, Erfurt und Würzburg und ordnete die Bistümer Freising, Passau, Regensburg und Salzburg neu. Aus dem Missionar wurde mehr und mehr ein Organisator und Reformer. 745 wurde Bonifatius zum Bischof von Mainz ernannt.

Im damals biblischen Alter von etwas über 80 Jahren unternahm Bonifatius noch einmal eine Missionsreise nach Friesland. Er sollte sie nicht überleben. In Dokkum wurde er am 5. Juni 754, dem Pfingstfest, erschlagen. Der heilige Bonifatius liegt in seinem Lieblingskloster Fulda, das er 744 gegründet hatte, begraben.

Ältere Darstellungen zeigen den Heiligen als Abt mit den entsprechenden Insignien, ab dem 15. Jh. vor allem mit einer Axt, einem Schwert oder einem Dolch mit durchbohrtem Buch. Sein Gedenktag wird in den Diözesen des deutschen Sprachgebietes am 5. Juni als Fest begangen.

Wir hatten anfangs die prophetische Gabe der Herrnhuter Katholiken erwähnt. In besagter Urkunde findet sich auch der Satz: „Er (Bonifatius) möge durch sein Beispiel und seine Fürbitte uns helfen zur Einheit der Christenheit, damit bald ein Hirt und Herde sei.” Was einmal funktioniert hat…

Übrigens: in der Pfarrei „St. Marien“ Zittau sind zwei Gotteshäuser dem Ersten und dem Zweiten Apostel Deutschlands geweiht. Das ist doch eine Ansage!

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Heinrich II.

Heinrich II. – Mosaik im Berliner U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz, Foto: Wikipedia
Heinrich II. – Mosaik im Berliner U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz, Foto: Wikipedia

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Kapelle "St. Heinrich" in Schönbach
Kapelle "St. Heinrich" in Schönbach

Das ist schon ein Kontrast, wie man ihn gegensätzlicher kaum denken kann: auf der einen Seite eine schlichte Fertigteilkonstruktion, die eigentlich zu einer Datsche zusammengesetzt wurde, auf der anderen Seite ein römisch-deutscher Kaiser: Heinrich II., den man natürlich in einem prunkvollen Palast sucht. So war dann auch die Wahl des Patronates für die Kapelle in Schönbach alles andere als einfach, aber von Rücksichtnahme und ökumenischer Behutsamkeit geprägt, die zur damaligen Zeit wahrlich noch nicht selbstverständlich war. In einem Schreiben an das Ordinariat in Bautzen vom 18.Juni 1965 findet sich folgende Passage: „Über den Titel dieser Kapelle bin ich mir noch nicht im Klaren. Schön wäre es, wenn man den Titel der früheren kath. Kirche von Schönbach aufgreifen könnte, aber er ist wohl nicht bekannt. Oder sollte im Domarchiv noch etwas Unveröffentlichtes darüber zu finden sein? Wenn man nicht an Vergangenes anknüpfen kann, müsste es ein Titel sein, der die ev. Christen nicht vor den Kopf stößt, sondern den auch sie akzeptieren können (Apostel, Evangelist oder Engel wäre am geeignetsten.) Aus der Geschichte des Bistums käme in etwa der hl. Heinrich in Frage, welcher der Kirche von Meißen ein paar Dörfer in der Oberlausitz geschenkt hat, wenn diese auch weit von Schönbach entfernt liegen.“ Dieser Bezug zur Historie ist allerdings etwas windig. Aber jedenfalls hat ein Priester des damaligen Bistums Meißen sein Bestes gegeben, um einen würdigen Patron für die Kapelle in Schönbach zu finden.

Dabei wäre es ein schöner Zug gewesen, ein Doppelpatronat zu wählen, denn auch Heinrichs Frau Kunigunde von Luxemburg ist eine Heilige. Zwar wurde sie erst 54 Jahre nach ihrem Gatten heiliggesprochen wurde, aber wenigstens verehrt werden beide am selben Tag, dem 13. Juli. Ein schlagendes Argument wäre gewesen, dass sie sich, wie berichtet wird, innig geliebt haben.

„Herr Heinrich, der bayerische Herzog, trat durch die Weihe des Bischofs Willigis von Mainz in die Herrschaft ein und lenkte die heilige Kirche Gottes mit wachsamster Sorge und Weisheit sein Leben lang sowohl im Hinblick auf den Klerus wie auf das Volk“. In diesen wenigen Worten einer Lebensbeschreibung spiegelt sich präzise das Herrschaftsprogramm Kaiser Heinrichs II. wider. Er interpretierte seine Herrschaft nicht nur als weltliches, sondern auch als kirchliches Amt, das Reich und Kirche gleichermaßen umfasste.

Geboren wurde Heinrich wohl am 6. Mai 973 in Abbach bei Regensburg als Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich mit dem bemerkenswerten Beinamen „der Zänker“. Er erbte nach dem Tod des Vaters 995 das Herzogtum Bayern. Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Ottos III. 1002 gelangte Heinrich mit Unterstützung seiner bayerischen und einiger fränkischer Anhänger auf den deutschen Königsthron. Mit der Kaiserkrönung im Jahr 1014 in St. Peter in Rom durch Papst Benedikt VIII. erweiterte sich Heinrichs Herrschaftsanspruch auf das ganze christliche Europa. Er hatte viele Kriege zu führen, was letztendlich doch noch eine gesicherte Verbindung zur Oberlausitz ergibt: Der auf der Ortenburg geschlossene Frieden von Bautzen beendete am 30. Januar 1018 den 15 Jahre währenden Krieg mit dem polnischen Herrscher Bolesław I. Chrobry. Im Inneren kümmerte sich Heinrich intensiv um die Organisation der Klöster und Bistümer, deren Führung er gewöhnlich Verwandten oder bewährten Freunden übertrug; eine Politik, die ihm im Reich eine solide, verlässliche Hausmacht eintrug, ohne die seine dauernden militärischen Expeditionen nicht durchzuführen gewesen wären. Er begann 1002 den Dombau zu Bamberg und 1021 den von Basel, erneuerte 1004 das Bistum Merseburg, baute den Paderborner Dom wieder auf und gründete 1007 das Bistum Bamberg als Basis für eine verstärkte christliche Mission in den slawischen Ländern. Ungezählt sind seine Schenkungen an Klöster und Abteien. Von seiner Stärkung des politischen Reiches und der kirchlichen Organisation in Deutschland sollte das Reich noch lange profitieren. Am 13. Juli 1024 starb Heinrich in Grona bei Göttingen. Er wurde, wie auch später Kunigunde, im Bamberger Dom beerdigt. Als Attribute werden ihm für gewöhnlich Kaiserkrone, Zepter, Reichsapfel, Schwert, Kirchenmodell oder Lilie beigegeben.

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Petrus Canisius

Petrus Canisius – Kupferstich, etwa 1600, Quelle: Wikipedia
Petrus Canisius – Kupferstich, etwa 1600, Quelle: Wikipedia

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Olbersdorfer Petrus-Canisius-Kapelle
Olbersdorfer Petrus-Canisius-Kapelle

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Statue des Petrus Canisius in der Kapelle Olbersdorf
Statue des Petrus Canisius in der Kapelle Olbersdorf

Ein Heiliger hat sich nachweislich in unserer – selbstverständlich so noch nicht existierenden – Pfarrei aufgehalten: Petrus Canisius. Daran erinnern das Patronat und die Gestaltung der Olbersdorfer Kapelle, vor allem der dreiteilige Wandteppich im Innern, der 2004 von Schwester Terezie od Ducha Svatého OCD im Karmelitinnenkloster auf dem Hradschin in Prag gefertigt wurde.

Anlass für die Reise des Petrus Canisius in die Oberlausitz war der Wunsch des Prager Domkapitels, in der böhmischen Hauptstadt eine Jesuitenniederlassung zu errichten. Ferdinand I., König von Böhmen, Kroatien und Ungarn, begrüßte dieses Vorhaben. Erste Überlegungen liefen jedoch darauf hinaus, das Kolleg im Cölestinerkloster auf dem Oybin einzurichten, welches die Mönche im Zuge der Reformation verlassen hatten. Bei seinem Besuch Mitte der 50-er Jahre des 16. Jh. gewann Petrus Canisius allerdings den Eindruck, dass dieser Ort wegen seiner Abgeschiedenheit ungeeignet sei. Die Jesuiten zog es in die Städte. Die folgenden Angaben sind widersprüchlich. Teilweise wird behauptet, von 1555 bis 1563 hätten trotzdem Jesuiten im Zittauer Gebirge gelebt. Wahrscheinlicher ist aber wohl die Variante, dass die Jesuiten das Kloster Oybin bekommen hätten, um mit dessen Einnahmen das Kolleg zu unterhalten, das sie inzwischen im Dominikanerkloster St. Klemens in der Prager Altstadt eingerichtet hatten. Die Verwaltung des Klostereigentums von Oybin bekam jedoch die Stadt Zittau und es brachen langandauernde Streitigkeiten aus, weil die Pacht nicht bezahlt wurde. Soweit die Heiligkeit eines Menschen dies zulässt, unterlag die Sympathie des großen Jesuiten für die Ratsherren von Zittau offenkundig sehr engen Grenzen.

Aber wer war dieser Petrus Canisius, von äußeren Daten und Fakten her betrachtet? Er wurde am 8. Mai 1521 in Nimwegen/Nijmegen in den Niederlanden als Peter de Hondt geboren. Daher rührt auch sein Beiname: „Hund“ ist lateinisch „canis“. Sein Geburtsort gehörte damals zum deutschen Geldern. Deshalb kann man sagen, dass Petrus an seinem 22. Geburtstag 1543 in Rom als erster Deutscher in den Jesuitenorden eintrat. Er lebte fortan in Köln und wurde 1546 zum Priester geweiht. Petrus begleitete 1547 den Augsburger Bischof als Berater zum Konzil von Trient; damals begann er, die latinisierte Form seines Namens zu verwenden. Von dort schickte ihn der Ordensgründer Ignatius von Loyola als Erzieher nach Messina auf Sizilien. 1549 legte Petrus in Rom als achter Jesuit die feierlichen Gelübde ab. Noch im gleichen Jahr 1549 sandte Ignatius seinen Vertrauten wieder nach Deutschland, um dort die Gegenreformation voranzubringen; darin wurde der Jesuitenorden zu einem entscheidenden Faktor. Petrus wirkte als Prediger in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich und in Böhmen und entfaltete eine erstaunliche Reisetätigkeit. Als gesuchter Berater wurde er zwischen 1550 und 1570 zum geistlichen und politischen Führer der Gegenreformation.

Als bekanntestes Werk gilt sein „Catechismus minor“, der „Kleinere Katechismus“, auch „Deutscher Katechismus“ genannt, 1558 erschienen als Werk in drei Bänden für Kinder, Schüler und Studenten, in dem in der Form knapper Fragen und Antworten nach dem Vorbild von Luthers Katechismus der Glaube der katholischen Kirche vermittelt wird. Das Buch erlebte in nur zehn Jahren 55 Auflagen in neun Sprachen, über 150 weitere folgten.

Petrus wurde 1580 nach Fribourg in der Schweiz versetzt, wo er ein Jesuitenkolleg gründete, aus dem später die Universität der Stadt erwuchs. Er predigte und verfasste Lebensbeschreibungen von Heiligen, Gebetbücher und Auslegungen zu den Sonntagsevangelien. Ab 1590 litt er an zunehmenden Beschwerden und musste sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Er verstarb am 21. Dezember 1597. Papst Leo XIII. verlieh ihm 1897 den Titel „Zweiter Apostel Deutschlands“ (nach Bonifatius). Am 21. Mai 1925 erfolgte durch Papst Pius XI. die Heiligsprechung und die Ernennung zum Kirchenlehrer. Dargestellt wird der Heilige mit einem Kruzifix, seinem Katechismus, dem IHS-Zeichen, gelegentlich auch mit Kindern oder einem Totenkopf. Sein Gedenktag ist der 27. April und wird im Bistum Dresden-Meißen als Fest begangen.

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Konrad von Parzham

Hl. Konrad von Parzham – Holzstatue in der kath. Kirche Hirschfelde
Konrad von Parzham – Holzstatue in der kath. Kirche Hirschfelde

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Altötting – Kapuzinerkloster und Basilika St. Anna
Altötting – Kapuzinerkloster und Basilika St. Anna

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Kath. Kirche "Konrad von Parzham" in Hirschfelde
Kath. Kirche "Konrad von Parzham" in Hirschfelde

Seine Seligsprechung wäre um ein Haar gescheitert – und zwar an der Gutherzigkeit Bruder Konrads. Der Advocatus diaboli, der im Seligsprechungsverfahren sämtliche Tatsachen vorzubringen hat, die ein schlechtes Licht auf Charakter und Frömmigkeit des Kandidaten werfen könnten, er hatte einen etwas problematischen Fall ausgegraben. An einem glutheißen Sonntag habe der Bruder Pförtner einer erschöpften Magd zwei Krüge Bier gereicht! Wer aber eine Weibsperson berauscht mache, könne kaum ein Heiliger mit Vorbildcharakter sein. Der damalige Münchner Kardinal Faulhaber wies den Vorwurf grimmig zurück: Eine bayerische Magd werde nie und nimmer von zwei Krügen Bier betrunken!

Als Johann Birndorf am 22. Dezember 1818 auf dem Venushof in Parzham im bayerischen Rottal als elftes Kind seiner Eltern zur Welt kam, herrschte ringsum leibliche und seelische Not: die napoleonischen Kriege, Missernten und die Folgen der Säkularisation setzten den Menschen zu. Doch in der Familie Birndorfer herrschte trotz allem ein Geist des Gebets; das religiöse Brauchtum wurde gepflegt und trotz eigener Bedürftigkeit wurden die Armen unterstützt, so gut es ging.

Zwar ist über einen besonderen Ruf Gottes in der Kindheit des Hans Birndorfer nichts bekannt, aber etwas muss von Gott her bereits damals seine Seele erreicht haben. Der Junge liebte die Einsamkeit, betete viel und oft und richtete in seiner Stube einen Hausaltar ein. Der Vater äußerte über seinen Hans: „Ich habe einen Sohn, der hat den ganzen Sommer keinen Hut auf“ – weil er sich immer in der Gegenwart Gottes wusste.

Als junger Mann gewann Birndorfer Freude an Wallfahrten, weil ihm die Anzahl der Gottesdienste in seiner Heimatpfarrei Weng nicht mehr ausreichte. Seine schwere Arbeit litt allerdings in keiner Weise unter all diesen frommen Übungen. Elf religiösen Bruderschaften in der Umgebung schloss er sich an; gewiss alle mit Gebetsverpflichtungen und Zusammenkünften verbunden. Damals entschloss sich Johann, den elterlichen Hof nicht zu übernehmen, wie es eigentlich geplant war.

Gemeinsam mit seinem geistlichen Begleiter konnte er schließlich seine Berufung klären. 1849 wurde Hans Birndorfer bei den Kapuzinern in Altötting aufgenommen. Was ihm noch als Erbe blieb, schenkte er der Kirche von Weng zur Vergrößerung des Friedhofs, dem Bonifatiusverein für die Diaspora und für die Anliegen der Weltmission. Das zeugt von einem auffallenden Sinn für die Belange der Kirche in der Heimat und über den eigenen Kirchturm hinaus.

41 Jahre versah Konrad nach kurzer Krankenwärter-Tätigkeit den Dienst an der Klosterpforte. Bis zu 200mal am Tag läutete die Pfortenglocke. Alle, die im Heiligsprechungsprozess befragt wurden, hoben die Geduld und Freundlichkeit des Pfortenbruders hervor. Die Haltung, die ihm dies ermöglichte, benennt Bruder Konrad einmal so: „Meine Lebensweise besteht in Lieben und Leiden, in Staunen, Anbeten und Bewundern der namenlosen Liebe Gottes zu den Geschöpfen. In dieser Liebe Gottes komme ich an kein Ende. Da hindert mich nichts. Da bin ich mit meinem lieben Gott, Maria und den Heiligen aufs Innigste vereint. Auch bei meinen vielen Geschäften bin ich umso inniger mit ihm vereint. Ich rede da ganz vertraulich wie ein Kind mit seinem Vater.“ Auch ein weiterer Zug seiner Spiritualität sei zitiert: „Das Mittel, das ich gebrauche, mich in Demut und Sanftmut zu üben, ist kein anderes als das Kreuz. Dieses ist mein Buch. Nur der Blick auf das Kreuz lehrt mich in jeder Gelegenheit, wie ich mich verhalten soll. Da lerne ich Geduld und Demut, Sanftmut und jedes Kreuz mit Geduld ertragen.“

Erst drei Tage vor seinem Tod bat Bruder Konrad den Guardian, den Vorsteher des Klosters, ihn von seinem Dienst zu entbinden. Er hatte keine Angst vor dem Sterben und sagte nur: „Wie Gott will“. Auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortete Konrad: „Ich rede jetzt nichts mehr, ich muss mich vorbereiten für die Ewigkeit“. Schließlich verstarb er am 21. April 1894 in Altötting. Dieses Datum ist auch sein Gedenktag im Heiligenkalender. Dargestellt wird Konrad von Parzham meist an Kinder Brot austeilend oder mit einem Kreuz in seinen Händen. Die Kirche von Hirschfelde ist diesem heiligen Pförtner Gottes geweiht.

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Theresia von Lisieux

Theresia von Lisieux, Quelle: Wikipedia
Theresia von Lisieux, Quelle: Wikipedia

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Kapelle "St. Theresia von Lisieux" im Pater-Kolbe-Hof Schlegel
Kapelle "St. Theresia von Lisieux" im Pater-Kolbe-Hof Schlegel

Es ist frappierend, wie schnell die Gemeinden unserer Pfarrei seinerzeit auf Heiligsprechungen reagiert und ihren neuen Gotteshäusern die Patronate neuer Heiliger verliehen haben. Das war bei Konrad von Parzham in Hirschfelde (Heiligsprechung 1934, Kirchweihe 1935) genauso der Fall wie bei Theresia von Lisieux in Schlegel (Heiligsprechung 1925, Kapellenweihe 1929). Gewiss lässt sich daraus eine Begeisterung für „moderne“, „zeitgemäße“ Heilige herauslesen, an deren Leben man sich orientieren konnte und wollte.

Marie-Françoise Thérèse Martin wurde am 2. Januar 1873 als jüngstes von neun Kindern im kleinen Ort Alençon in der Normandie (Frankreich) geboren und war ein sehr quirliges, lebhaftes, stolzes Mädchen. Doch nach dem schockierenden Tod der Mutter, als Theresia gerade einmal vier Jahre alt war, veränderte sich ihr Charakter: sie zog sich in ihr Inneres zurück, wurde schüchtern und unscheinbar. In der Nacht des 24. Dezember 1886, nachdem sie von der Mitternachtsmesse zurückgekehrt war, fand sie plötzlich wieder zu ihrem starken Charakter zurück. Bereits als Kind war es Theresias größter Wunsch, in den strengen Karmeliterorden eintreten zu dürfen. Ihre Aufnahmeanträge wurden jedoch mehrfach mit Verweis auf ihr jugendliches Alter abgelehnt. Im Alter von 15 Jahren erhielt sie dann endlich die ersehnte Erlaubnis und so folgte sie ihren Schwestern Pauline und Marie ins Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen von Lisieux. Bei ihrem Eintritt in das Kloster gab sie sich den Ordensnamen Thérèse de l’enfant Jesus (Theresia vom Kinde Jesus); wenig später fügte sie noch „et de la Sainte Face“ (und vom Heiligen Antlitz) hinzu. Damit brachte sie ihren ganzen Lebensplan zum Ausdruck. Auslöser hierfür dürfte wohl die schmerzliche und demütigende Geisteskrankheit ihres Vaters gewesen sein.

Am Tag ihrer Ordensprofess, dem 8. September 1890 schrieb Theresia ein Gebet, in dem sie den Sinn, den sie für ihr Leben gefunden hat, offen darlegte: sie bat Jesus um das Geschenk seiner grenzenlosen Liebe; darum, die Kleinste zu sein, und vor allem flehte sie ihn geradezu um das Heil aller Menschen an.

1896, zehn Jahre nach der „Weihnachtsgnade“, kam die „Ostergnade“, die Theresias letzten Lebensabschnitt eröffnete: der Beginn ihres Leidens in tiefer Vereinigung mit dem Leiden Jesu. Es war ein leibliches Leiden in Form der Krankheit, die sie durch große Leiden zum Tod führen sollte, vor allem aber ein Leiden der Seele in Form einer äußerst schmerzlichen Glaubensprüfung. Dessen ungeachtet vertiefte sie ihre Liebe noch mehr: zu den Schwestern der Gemeinschaft, den Missionaren, den Priestern und zu allen Menschen, besonders den Fernstehenden. Mitten in diesem Leiden lebte die Heilige die größte Liebe in den kleinsten Dingen des Alltags und erfüllte so ihre Berufung, „im Herzen der Kirche die Liebe zu sein“ - was man sozusagen als ihren Wahlspruch bezeichnen könnte.

Theresia starb - gerade einmal vierundzwanzigjährig - am Abend des 30. September 1897 nach heftigem Leiden an Tuberkulose mit den einfachen Worten: „Mein Gott, ich liebe Dich!“ Ihr Blick war dabei auf das Kreuz gerichtet, das sie in den Händen hielt.

Langweilig kann es ihr in der Ewigkeit nicht werden. Mit Blick auf das ewige Leben sagte sie einmal: „Ich werde meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes zu tun. Nach meinem Tod, werde ich Rosen vom Himmel regnen lassen.“

Über die Theresias Leben wissen wir deshalb recht gut Bescheid, weil sie auf Anordnung ihrer Priorin ihre Lebensgeschichte niedergeschrieben hatte. Das Buch „Geschichte einer Seele“ wurde zwei Jahre nach dem Tod der Heiligen veröffentlicht und entpuppte sich als spiritueller Bestseller.

Da ihr Todestag durch das Gedenken an den heiligen Hieronymus bereits „besetzt“ war, wurde Theresias Gedenktag auf den darauffolgenden Tag, den 1. Oktober, gelegt. Dargestellt wird sie in der Regel als Karmelitin mit Rosen oder einem Kruzifix.

Die Eltern Louis Martin und Zélie Guérin wurden am 18. Oktober 2018 heiliggesprochen – aber gewiss nicht deswegen, weil sie der Kirche eine Heilige geschenkt hatten.

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Antonius von Padua

Antonius von Padua – Statue an der Brauerei Swijan/Svijany
Antonius von Padua – Statue an der Brauerei Swijan/Svijany

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Antonistift Ostritz
Antonistift Ostritz

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Kinderhaus "St. Antonius" in Zittau
Kinderhaus "St. Antonius" in Zittau

Antonius dürfte in der Schar der Heiligen und Seligen derjenige sein, der über das regelmäßigste und höchste Einkommen verfügt. Jeden Tag werden es mehrere tief gläubige Menschen sein, die ihm eine Spende in Aussicht stellen, wenn sie ihren Schlüssel oder ihre verlegte Brille wiederfinden können (ein Schelm, der meint, deswegen trüge das Ostritzer Altenpflegeheim den Namen „St. Antonistift“; in Zittau ist das Christliche Kinderhaus nach Antonius benannt, schließlich), wobei sich der Heilige dann meist auch nicht lumpen lässt. Und es wird ihm gedankt: „Sankt Antoni sei gepriesen, Schutzpatron der Schlamperliesen“ – und die versprochene Spende wandert meistens tatsächlich über die Theke.

Fernandez Martins de Bulhoes war in Lissabon, der Hauptstadt Portugals, zu Hause. Um 1195 wurde er dort geboren. Er wurde zunächst Augustiner-Chorherr in Coimbra. Hier ereignete sich jene Episode, die eine entscheidende Wende in seinem Leben bewirkte: es wurden im Jahr 1220 die Reliquien der ersten fünf franziskanischen Missionare ausgestellt, die in Marokko den Märtyrertod erlitten hatten. Ihr Schicksal weckte im jungen Fernando das Verlangen, sie nachzuahmen. Er bat daher um Entlassung bei den Augustiner-Chorherren, um Franziskaner zu werden. Seiner Bitte wurde entsprochen, und nachdem er den Namen Antonius nach dem berühmten Wüsten- und Mönchsvater angenommen hatte, brach auch er nach Marokko auf. Doch infolge einer schweren Krankheit war er gezwungen umzukehren. Auf dem Weg nach Portugal verschlug es den Heiligen durch einen Sturm nach Sizilien. So gelangte er nach Assisi, wo gerade das zweite Generalkapitel seines Ordens, das berühmte „Mattenkapitel“, tagte. Hier konnte er endlich Franziskus persönlich kennenlernen.

Sein Talent als Prediger wurde eher zufällig entdeckt: bei einer Priesterweihe im September 1222 in Rimini fiel der vorgesehene Prediger aus. Antonius sprang in die Bresche; seine Predigt sorgte für Furore. So wurde er Prediger in Norditalien. Bald war er so beliebt, dass die Kirchen überfüllt waren und er auf Wiesen und großen Plätzen (ohne Verstärkeranlage!) predigen musste. Die Legende erzählt, er habe so mitreißend über die Menschwerdung Jesu gepredigt, dass die Zuhörer meinten, in seinem Arm das göttliche Kind liegen zu sehen. Diese Erzählung haben viele Antonius-Darstellungen aufgenommen.

Von Franziskus höchstpersönlich beauftragt, legte er als erster theologischer Lehrer seines Ordens in solider Kenntnis der Heiligen Schrift und der Kirchenväter die Grundlagen für die spätere franziskanische Theologie. Dabei stand im Mittelpunkt seiner Verkündigung stets Christus. Besonderen Wert legte der Heilige auf das Gebet, das unabdingbar ist für den Fortschritt im geistlichen Leben, auf die göttliche Liebe, die erst ein tieferes Erkennen möglich macht, und auf die Nächstenliebe, die die Seele des Glaubens ist. Er schreibt: „Die Liebe ist die Seele des Glaubens, sie macht ihn lebendig; ohne die Liebe stirbt der Glaube“.

Antonius starb am 13. Juni 1231 in Arcella, heute ein Stadtteil von Padua. Bereits elf Monate nach seinem Tod wurde er nach dem schnellsten Heiligsprechungsprozess der Geschichte zur Ehre der Altäre erhoben. Seiner wird am 13. Juni gedacht. Er wurde zunächst in S. Maria Maggiore in Padua beigesetzt. 1263 wurden seine Gebeine in die zu seinen Ehren neu gebaute und ihm geweihte Basilika in Padua übertragen. Diese Kirche wie auch den heiligen Antonius selbst nennen die Italiener einfach „Il Santo“, denn er ist für sie der Heilige schlechthin.

Doch was hat dem heiligen Antonius den zweifelhaften Ehrentitel eingetragen, „Patron der Liederlichen“ zu sein? Auch hierfür gibt eine Legende Aufschluss: Für seine Vorlesungen und Predigten benutzte Antonius gern ein selbstverfasstes Buch, das er eines Tages nicht mehr finden konnte. Ein Novize, der den Orden verlassen wollte, hatte als „Erinnerungsstück“ besagtes Buch gestohlen. Als der rechtmäßige Besitzer den Verlust bemerkte, versenkte er sich sofort ins Gebet, vor allem für den jungen Mann, aber natürlich auch für die Wiedererlangung seines Buches. Seine Bitten wurden erhört und wenige Stunden später betrat der Dieb die Zelle des Antonius, warf sich ihm zu Füßen, bekannte seine Schuld und gab das gestohlene Buch zurück.

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Franz von Assisi

Franz von Assisi – Statue in der Kirche Löbau
Franz von Assisi – Statue in der Kirche Löbau

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Kinderhaus "St. Franziskus" in Ostritz
Kinderhaus "St. Franziskus" in Ostritz
Ehemaliges Franziskanerkloster in Zittau
In allen Orten des Oberlausitzer Sechsstädtebundes lebten und wirkten Franziskaner; evtl. ab 1244, sicher aber von 1283 bis 1554 in Zittau, spätestens ab 1336 bis 1565 auch in Löbau.

Die Franziskaner sind vermutlich derjenige Orden, in den die meisten Menschen wegen des Gründers eintreten – weil sein Leben und seine Spiritualität so unmittelbar ansprechen und beeindrucken. Der bayerische Dialekt ermöglicht allerdings eine realistische Einschätzung der Ordensbrüder und -schwestern: „Franz is koaner.“ Aber wie sollte das auch gehen: wie der heilige Franziskus zu werden; war er doch nach den Worten Papst Benedikts XVI. „ein echter ‚Gigant‘ der Heiligkeit“.

Geboren wurde Giovanni di Pietro di Bernardone Ende 1181 oder Anfang 1182 in Assisi (Umbrien). Da sich der Vater zum Zeitpunkt der Geburt auf einer Handelsreise in Frankreich befunden hatte, gab er seinem Sohn nach der Rückkehr den Rufnamen „Francesco“ („kleiner Franzose“). Der Jugendliche verbrachte eine unbeschwerte Kindheit und Jugend und pflegte die Ritterideale seiner Zeit. Als Zwanzigjähriger nahm er an einem Kriegszug gegen die Stadt Perugia teil und geriet in Gefangenschaft. Er erkrankte und wurde befreit. Nach der Rückkehr nach Assisi begann in ihm ein langsamer geistlicher Bekehrungsprozess, der ihn seinen aufwendigen Lebensstil schrittweise aufgeben ließ. Da ihm sein Vater eine zu große Freigebigkeit gegenüber den Armen vorwarf, entkleidete sich Franziskus mit einer symbolischen Geste vor dem Bischof von Assisi und bekundete damit den Verzicht auf das väterliche Erbe. In diese Zeit fallen die berühmten Episoden der Begegnung mit dem Aussätzigen, dem Franziskus den Friedenskuss gab, sowie der Botschaft des Gekreuzigten in dem Kirchlein „San Damiano“: „Franziskus, geh und stelle meine Kirche wieder her, die ganz verfallen ist!“ Unmittelbar fühlte sich dadurch der Heilige dazu berufen, dieses kleine Kirchlein wiederaufzubauen, doch der Verfallszustand dieses Gebäudes war Symbol für die dramatische und beunruhigende Situation der ganzen Kirche in jener Zeit. Diese Begebenheit, die sich wahrscheinlich 1205 zutrug, lässt an ein weiteres ähnliches Geschehen 1207 denken: den Traum von Papst Innozenz III. Darin sah er, dass die Lateranbasilika in Rom, „Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises“, einzustürzen drohte und ein kleiner, unbedeutender Ordensmann mit seinen Schultern die Kirche stützte, damit sie nicht einfiel.

Franziskus zog sich zunächst als Eremit zurück, bis er sich 1208 berufen fühlte, in radikaler Armut zu leben und sich der Verkündigung zu widmen. Weitere Gefährten schlossen sich ihm an, und im Jahr 1209 begab er sich nach Rom, um Papst Innozenz III. das Vorhaben einer neuen Form christlichen Lebens zu unterbreiten. Er fand Zustimmung. Franziskus wusste, dass Christus niemals „mein“, sondern immer „unser“ Christus ist. Mit seinen immer zahlreicheren Brüdern ließ sich bei der Portiunkula-Kapelle im Tal von Assisi nieder.

„Il Poverello“ („der kleine Arme“) stand in einer ganz unmittelbaren Beziehung zu Jesus und zum Wort Gottes in dessen unbedingten Radikalität und Wahrheit. Dies fand besonders in einer Vision 1224 in der Einsiedelei La Verna seinen Ausdruck: der gekreuzigte Jesus erschien dem armen Bettelmönch, der in dieser Begegnung die Stigmata (Wundmale Jesu) empfing; ein Geschenk, das seine innige Identifizierung mit dem Herrn zum Ausdruck brachte. Deshalb wird auch zu Recht gesagt, Franziskus sei ein „alter Christus“ („zweiter Christus“) gewesen. Ein Jahr zuvor hatte er übrigens in Greccio das Weihnachtskrippenspiel mit lebenden Figuren erfunden.

Aus seiner Gottverbundenheit folgte die Hinwendung des „Troubadors Gottes“ zu allen Geschöpfen: Jede Kreatur nannte er Bruder oder Schwester, den Vögeln predigte er, und in seinem „Sonnengesang“ verband er in einzigartiger Weise die Schöpfung mit dem Lob Gottes. Daran konnte auch nichts ändern, dass ihn während des Dichtens ein Rudel Mäuse plagte. Papst Johannes Paul II. erklärte ihn im Jahr 1980 zum Patron des Umweltschutzes und der Ökologie. Der Gedenktag des Heiligen, der 4. Oktober, wird außerdem als Welttierschutztag begangen.

Der Tod des heiligen Franziskus, sein „transitus“ („Hinübergang“), trat am Abend des 3. Oktober 1226 bei der Portiunkulakapelle ein. Nachdem er seine geistlichen Kinder gesegnet hatte, starb der Poverello, seinem Wunsch entsprechend, auf dem nackten Erdboden liegend.

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Maximilian Kolbe

Maximilian Kolbe – Foto 1939, Quelle: Wikipedia
Maximilian Kolbe – Foto 1939, Quelle: Wikipedia

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Pater-Kolbe-Hof in Schlegel
Pater-Kolbe-Hof in Schlegel

Am 7. Januar 1894 wurde dem Ehepaar Kolbe in Zduńska Wola in der Nähe von Łódź ein zweites Kind, Rajmund, geboren. Im Alter von neun Jahren hatte der Junge einen Traum: die Gottesmutter erschien ihm und hielt eine weiße und eine rote Krone in ihren Händen. Sie fragte, ob Rajmund eine Krone haben möchte. Die weiße stünde für Keuschheit, die rote für das Martyrium. Der Junge antwortete: „ich will beide“. In diesem Traum und im elterlichen Vorbild wurzelte vermutlich die intensive, freilich oft auch selbst von seinen späteren Mitbrüdern als übertrieben kritisierte Verehrung Marias durch den Heiligen.

In Lemberg/Lwiw bei den Franziskanern ausgebildet, trat Rajmund 1911 in den Orden ein und erhielt den Namen Maksymilian Maria. Für sechs Jahre wurde er nach Rom geschickt. Er erwarb dort zwei Doktortitel, legte die ewigen Gelübde ab und wurde zum Priester geweiht. Doch das Paradies war die römische Hauptstadt deswegen noch lange nicht für ihn: Kolbe vertrug – unglaublich! - die italienische Küche nicht, bekam Magengeschwüre und wurde von Kopfschmerzen geplagt. In der Heimat starben zwei seiner Brüder in jungen Jahren. Das veranlasste ihn zu dem Fazit: „Lebe so, als wäre dieser Tag der letzte! Das Morgen ist ungewiss, das Gestern gehört dir nicht, nur das Heute ist dein!“ All diese Leiden stärkten jedoch in ihm die Marienverehrung, die franziskanische Armut und den Wert des Gehorsams.

In Rom lernte Kolbe die Freimaurer kennen, die gegen Kirche und Papst zu Felde zogen. Er kämpfte gegen sie an, indem er die „Militia immaculatae“, den „Kampfbund der Unbefleckten“, gründete, dem 1939 bereits 750.000 Mitglieder angehörten. Für sie begann der Pater auch seine publizistische Tätigkeit. Sie erfuhr eine unglaubliche Erweiterung, als er in der Nähe von Warschau kostenlos Land erwerben und darauf das Kloster Niepokalanów („Ort der Unbefleckten“) gründen und errichten konnte. Es verzeichnete derart viele Eintritte – zeitweilig lebten an die 700 Brüder darin -, dass Maximilian Kolbe um die Erlaubnis bat, in Japan missionieren zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. Das bedeutete sechs Jahre harter Arbeit, in denen die Franziskaner mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Das prägte den Grundsatz: „Möglichst viel wollen, möglichst viel leiden, möglichst viel tun.“ Schließlich konnte sogar ein Kloster gegründet werden.

Als Kolbe 1936 nach Niepokalanów zurückkehrte, rief er eine neue Tageszeitung ins Leben, die ein überwältigendes Echo erfuhr. Bis zu 8.000 Briefe gingen täglich im Kloster ein. Die Erfahrungen in Japan aber hatten den einstmals so strengen Oberen offenbar milder gestimmt. Er kümmerte sich nun um eine bessere Ernährung der Brüder, u. a. durch die Einrichtung einer eigenen Bäckerei, für Erholung wurde gesorgt, zwei Orchester wurden gegründet und das Kloster bekam sogar eine in der ganzen Umgebung anerkannte freiwillige Feuerwehr.

Als im Zweiten Weltkrieg die ersten Bomben auf Niepokalanów fielen, wurden die meisten Brüder evakuiert, andere von der Gestapo verhaftet, am 17. Februar 1941 ein zweites Mal auch Maximilian Kolbe. Aus dem Warschauer Gefängnis wurde er nach Auschwitz/Oświęcim gebracht, erhielt die Häftlingsnummer 16670 und musste im Krematorium arbeiten.

Im Juli 1941 standen 800 Häftlinge seit Stunden auf dem Appellplatz. Wegen der Flucht eines Gefangenen war eine Vergeltungsmaßnahme angeordnet worden: Zehn Häftlinge sollten sterben. Unter den Ausgewählten war auch Franciszek Gajowniczek. Als er an die Reihe kam, soll er ausgerufen haben: „Meine Frau, meine Kinder“. Maximilian Kolbe ging für ihn in den Hungerbunker. Der Pater tröstete und ermutigte die Mit-Verurteilten. Ein Augenzeuge berichtete: „In den Gängen des Bunkers ertönte es wie in einer Kirche“. Die ersten Häftlinge verhungerten bereits nach vier Tagen. Kolbe und vier Mitgefangene lebten noch zwei Wochen lang. Da ihre Zellen gebraucht wurden, tötete man sie am Abend des 14. August 1941 mit einer Phenolspritze. Dieses Datum wurde in den Heiligenkalender als Gedenktag aufgenommen.

Dargestellt wird der Märtyrer in einer Franziskaner-Kutte oder im Sträflingsanzug. Die Journalisten und Funkamateure (er selbst war ein solcher mit dem Amateurfunkrufzeichen SP3RN) verehren ihn als ihren Schutzpatron.

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Simon Stock

Simon Stock – Quelle: https://www.heiligenlexikon.de
Simon Stock – Quelle: https://www.heiligenlexikon.de
Skapulieraltar in Ostritz
Skapulieraltar in Ostritz

Kommt im Deutschen im Familiennamen „von“ vor, verweist dies in der Regel auf die Herkunft dieser Person; auf die Familie, einen Landbesitz, eine Burg oder ein Schloss. Ähnlich könnte es beim heiligen Simon sein. Doch sein Beiname „Stock“ drückt weder Adel noch Reichtum aus, sondern eher ärmliche Lebensverhältnisse, wie wir gleich sehen werden.

Stellenweise soll uns – der köstlichen Formulierungen wegen – eine Lebensbeschreibung der Carmeliter der Bayrischen Provinz von 1744 das Leben Simons erzählen. Das beginnt folgendermaßen: „Unnter vilen Heiligen/ und fürtrefflichen Männeren/ welche das Königreich Engeland zur Welt gebracht ware/ absonderlich groß/ und berühmt der H. Simon, mit dem Zunamen Stock genannt/ ein herrliche Zierd deß Carmeliter=Ordens.“ Geboren worden sein könnte er um 1165; einig ist man sich, dass er aus der Grafschaft Kent stammt. „Er hatte kaum das zwölfte Jahr erreichet/ da er sich in eine schreckliche Einöde verfüget/ allwo er in einem hohlen Baume wohnte/ welcher ihm den Namen Stock gegeben.“

Um die Mitte des 12. Jh. entstand eine Gemeinschaft von Einsiedlern auf dem Berg Karmel oberhalb von Haifa in Palästina. Sie nannte sich „Orden der Brüder der seligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“. Das Vorrücken der Sarazenen im 13. Jh. erzwang 1238 die Auswanderung der Karmeliten nach Europa. Dort kam 1241 Simon mit dem Orden in Berührung und da die Lebensweise der Mönche seinem Ideal entsprach, bat er um Aufnahme. Als achtzigjähriger Greis wurde er schließlich in Aylesford (Grafschaft Kent), dem ersten Karmelitenkloster außerhalb des Heiligen Landes, zum General des Ordens gewählt. Man schätzte ihn vor allem wegen seiner großen Heiligkeit und Marienverehrung. Damit steht er für die notwendige Anpassung der Einsiedlergemeinschaft vom Karmel an die Lebensbedingungen in Europa.

„Am 16. Heumonath (Juli) im Jahr Christi 1251“ erschien dem Mönch die Gottesmutter Maria, „in ihren Händen haltend das H. Scapulier/ so sie ihm/ und dem Orden zu einem Special=Schutz überreichet“, was ein „besonderes Privilegio“ darstellte. Folgendermaßen überliefert unsere Schrift die Worte Marias: „Das ist ein Zeichen deß heyls/ ein Pfand deß Fridens/ und ewigen Vertrags: wann die Aufführung der Sitten übereins kommet mit der Heiligkeit dises Kleyds/ wird der jenige/ der in disem stirbet/ das ewige Feuer nicht zu leyden haben.“ Dieses Skapulier wurde Teil der Kleidung der Karmeliten. Aus dem Versprechen der Vision entwickelte sich auch das kleine Skapulier Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, auch „braunes Skapulier“ genannt. Es besteht aus zwei viereckigen Stückchen Wollstoff, die durch Tragebändchen verbunden sind und kann von jedermann im Alltag unauffällig getragen werden. Im Laufe der Zeit gründeten sich zahlreiche Skapulierbruderschaften. Die Ostritzer besteht seit 1676.

„Letztlich/ nachdem er hundert Jahr gelebet/ hat er seine tugendreiche/ und Verdienstvolle Seel/ im Himmel geschicket/ im Jahr 1265.“ Der Tod ereilte Simon am 16. Mai, wohl während einer Visitationsreise, in Bordeaux. Zu diesem Zeitpunkt zählte die junge Ordensfamilie bereits 40 Klöster und Einsiedeleien.

Angeblich habe der Heilige bereits zu seinen Lebzeiten Wunder wirken können, wie folgende Begebenheit zeigt: „Einsmahls/ da er bey der H. Meß den Kelch mit Wein/ und Wasser wolte zu dem Göttlichen Opffer zurichten/ und aber verspühret hatte/ daß der arglistige Seelen=Feind seine Andacht zu verhinderen/ den Wein auß dem Opffer=Gläßlein hinweg gezwacket/ und den Abgang mit Wasser ersetzet/ machte der Heilige das Creutz=Zeichen über das Wasser/ und verkehrte es in den besten Wein.“

Dargestellt wird der heilige Simon Stock im Skapulier mit der Ordensregel in der Hand, doch die meisten Bilder zeigen den Augenblick der Übergabe des Skapuliers. Im Heiligenkalender ist er am 16. Mai vermerkt.

Zum Schluss feuert unsere barocke Quelle noch einen kräftigen Schuss in Richtung Church of England ab: Das Originalskapulier würde derzeit an einem Fürstenhof in England verwahrt „und wird nach Bekehrung dises Königreichs auf ein neues an Tags=Liecht kommen“. Wir dürfen gespannt sein!

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Adolph Kolping

Adolph Kolping – Quelle: http://www.katolsk.no/biografier/historisk/akolping
Adolph Kolping – Quelle: http://www.katolsk.no/biografier/historisk/akolping

Bis vor wenigen Jahren gab es an allen drei Hauptorten unserer Pfarrei Kolpingfamilien. Aus unterschiedlichen Gründen ist nur die Ostritzer übriggeblieben.

Adolph Kolping wurde am 8. Dezember 1813 in Kerpen bei Köln geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Er besuchte die Dorfschule und begann mit 13 Jahren seine Lehre beim örtlichen Schuhmachermeister. Nach der Gesellenprüfung übte Kolping seinen Beruf insgesamt zehn Jahre lang aus. Diese Zeit war geprägt von tiefgreifendem und nachhaltigem Wandel im Übergang von der ständischen Agrargesellschaft zur neuzeitlichen Industriegesellschaft, die rasante Entwicklungen mit sich brachte und damit das Leben der Menschen auf vielfältige Weise veränderte. Diente z. B. früher die Wanderschaft der fachlichen Qualifikation der Gesellen, so mussten sie nun jahrelang von einem Ort zum anderen umherziehen, um in der Ferne eine Anstellung zu finden. Kolping lernte auf seiner Wanderschaft dieses Elend der wandernden Gesellen selbst kennen. Auch, um dazu beizutragen, diese Nöte zu mildern, wollte Kolping Priester werden. Nach dem Abitur 1841 begann er das Theologiestudium in München und setzte es später in Bonn fort. Am 13. April 1845 empfing er in der Kölner Minoritenkirche die Priesterweihe. Danach trat er seine erste Stelle als Kaplan und Religionslehrer in Elberfeld an. Elberfeld war ein Sinnbild der industriellen Revolution. Fabriken und verarmte Arbeiter prägten das Stadtbild. In der St. Laurentius Kirche lernte Kolping den Lehrer Johann Gregor Breuer kennen. Diesem war es gelungen, meist junge Handwerker aus der Gemeinde in einem Chor, später im „Katholischen Jünglingsverein zu Elberfeld“ zusammenzubringen. Der Kaplan war begeistert, denn er sah darin ein geeignetes Mittel zur Bewältigung der sozialen Probleme, und so engagierte er sich immer mehr in dem Verein. Kolping war beseelt von der Idee, in anderen Orten Gesellenvereine zu gründen und den jungen Handwerkern eine Zufluchtsstätte zu gewähren.

Adolph Kolping ließ sich im April 1849 als Domvikar und Rektor der Minoritenkirche nach Köln versetzen. Kurze Zeit später, am 6. Mai 1849, gründete er den Kölner Gesellenverein. Vorbild war das Elberfelder Modell. Der Verein erfuhr regen Zulauf, und die wandernden Gesellen trugen die Vereinsidee Kolpings in die Welt hinaus. Am 4. Dezember 1865 starb der „Gesellenvater“. Er wurde zunächst auf einem Kölner Friedhof beerdigt; später wurden seine Gebeine in die Minoritenkirche übertragen. Zu diesem Zeitpunkt existierten bereits mehr als 400 Gesellenvereine in Deutschland und vielen Teilen Europas.

Papst Johannes Paul II. sprach Adolph Kolping am 27. Oktober 1991 selig. Die Heiligsprechung steht noch aus, denn dafür bedarf es eines medizinischen Wunders. Ein solches ist jedoch bislang nicht nachweisbar.

Der Selige hat ein umfangreiches schriftliches Werk hinterlassen. Bisher sind 16 Bände publiziert. Daraus lassen sich unglaublich viele geistvolle Zitate entnehmen. So begann er 1837 sein erstes Tagebuch mit den Worten: „Erst will ich mich bestreben Mensch zu sein, der Wahrheit ein Zeuge, dem Mitmenschen ein Bruder.“ Diese Worte darf man als Lebensmotto Adolph Kolpings betrachten.

Weithin bekannt ist das Logo des Kolpingwerkes. Angeregt wurde es auf dem Internationalen Gesellentag 1927 in Wien. Es hat eine quadratische Form und ist drei Dreiecken versehen. Die Flächen sind so angeordnet, dass sie den stilisierten Buchstaben „K“ wie „Kolping“ ergeben. Das Orange der beiden kleineren Dreiecke versinnbildlicht Lebensfreude, das Schwarz der übrigen Quadratflache steht für Lebensernst – die beiden prägenden Kräfte jedes Menschen.

Da das folgende Zitat von Christian Feldmann aus einem Kolping-Buch stammt, sei es an dieser Stelle angeführt. Geltung hat es für alle Heiligen und Seligen: „Gott sei Dank, dass auch Leute wie Kolping so widersprüchlich und vielschichtig sind wie wir alle, tastend und oft hilflos in ihren Einstellungen zur Welt und gar nicht immer auf der Höhe ihrer eigenen Ideale. Wie könnten sie uns sonst Helfer zum Glauben und Trost in unseren Kämpfen und Niederlagen sein?“

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Zdislava von Lämberg

Hl. Zdislava von Lämberg – Bild in der kath. Pfarrkirche "St. Jakobus" Münchengrätz/Mnichovo Hradiště
Hl. Zdislava von Lämberg – Bild in der kath. Pfarrkirche "St. Jakobus" Münchengrätz/Mnichovo Hradiště

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Schloss Krisanau/Křižanov
Schloss Krisanau/Křižanov

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Reste des einstigen Hospitals in Böhmisch Aicha/Český Dub
Reste des einstigen Hospitals in Böhmisch Aicha/Český Dub

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Basilika des hl. Laurentius und der hl. Zdislava in Deutsch Gabel/Jablonné v Podještědí
Basilika des hl. Laurentius und der hl. Zdislava in Deutsch Gabel/Jablonné v Podještědí

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Grab der hl. Zdislava in der Basilika in Deutsch Gabel/Jablonné v Podještědí
Grab der hl. Zdislava in der Basilika in Deutsch Gabel/Jablonné v Podještědí

Aus der Perspektive der Pfarrei Zittau ist die heilige Zdislava die „nächst-liegende“ Heilige, denn ihr Grab ist von den meisten Orten aus in nicht einmal einer Stunde Fahrzeit zu erreichen – wenn man nicht gar zu Fuß dorthin pilgern will.

Aber nicht nur diese räumliche Nähe verbindet uns mit Zdislava. Auch durch den Zisterzienserorden wird eine Brücke geschlagen. Der Vater Přibyslav beabsichtigte, in Saar/Žďár nad Sázavou ein Zisterzienserkloster zu errichten. Sein Tod durchkreuzte jedoch diesen Plan, so dass erst Boček von Jaroslavice und Zbraslav wenig später die Mönche des heiligen Bernhard dorthin rufen konnte. Zdislavas Mutter Sibylla kam als Hofdame Kunigundes, der Stifterin von St. Marienthal, aus Sizilien nach Böhmen. Außerdem liegt der Geburtsort der heiligen Zdislava, Krisanau/Křižanov, unweit des Zisterzienserinnenklosters „Porta coeli“ in Tischnowitz/Tišnov. Aus diesem Kloster kamen die ersten Nonnen nach St. Marienthal. Die Abtei an der Neiße besiedelte ihrerseits 1901 das Kloster in Mähren neu.

Zdislava wurde um 1220 geboren. Am liebsten wäre sie in einen Orden eingetreten. Einmal verließ sie sogar unbemerkt die elterliche Burg, um kurze Zeit wie eine Einsiedlerin in den Wäldern von Křižanov zu leben. Aber Gottes Pläne mit ihr sahen anders aus; er berief sie zur Ehefrau und Mutter. Ihr Ehemann war Havel (Gallus) von Lämberg.

Durch diese Heirat gelangte Zdislava in unsere Heimat und wirkte hier während ihres kurzen Lebens sehr segensreich. 1241 ließ Havel gemeinsam mit seinem Bruder Jaroslav die Burg Lemberk (urspr. Löwenberg, später Lämberg) errichten, die er mit Zdislava und seinen Kindern, drei Jungen und einem Mädchen, bewohnte.

Zdislava rief Dominikaner in die nahegelegene Stadt Gabel (seit 1901 Deutsch-Gabel)/Jablonné v Podještědí und erbaute ihnen ein Kloster. Ein weiteres Kloster dieses Ordens errichtete die Heilige zusammen mit ihrem Mann in Turnau/Turnov. Sie selbst trat dem Orden als Terziarin bei, was ihre Spiritualität sehr prägte.

Verehrt wurde Zdislava vor allem aber als „Mutter der Armen“. In Böhmen tobte damals ein Bürgerkrieg; erschwerend kam hinzu, dass Missernten, insbesondere im Jahre 1250, die Bevölkerung in großes Elend stürzte. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln half Zdislava, so gut sie konnte. Verstorben ist die Heilige 1252 auf Lemberk.

Die Chronik des Dalimil schildert Zdislava als Wundertäterin. Fünf Totenerweckungen und zahlreiche Krankenheilungen werden ihr zugeschrieben. Ihr heiligmäßiges Leben ist auf 24 Bildtafeln in ihrer Gruft dargestellt. Die Verehrung setzte bald nach ihrem Tod ein; jedoch dauerte es bis zum 28. August 1907, ehe sie Papst Pius X. seligsprach. Am 21. Mai 1995 wurde sie von Papst Johannes Paul II. in Olmütz/Olomouc zur Ehre der Altäre erhoben. Ihr Gedenktag wird am 30. Mai begangen. Zdislava wird mit Kreuz, Brotkorb, Krone oder Kirchenmodell dargestellt, manchmal auch mit einem von Rosen umgebenen Kruzifix.

Wer heute Spuren der heiligen Zdislava finden will, kann sich an folgende Orte begeben: Im Geburtsort Křižanov steht heute auf den Grundmauern der Burg ein seit 1560 mehrfach umgebautes Schloss, in dem eine Einrichtung für behinderte Kinder und Jugendliche untergebracht ist.

Am Fuße des Zittauer Gebirges liegt idyllisch Schloss Lemberk. Unterhalb des Burgberges entspringt die Zdislava-Quelle, der Heilkraft zugeschrieben wird.

In nur geringer Entfernung von der Burg erhebt sich inmitten von Jablonné v Podještědí die beeindruckende Basilika, deren äußere Gestalt dem Petersdom in Rom nachempfunden und die dem heiligen Laurentius und der heiligen Zdislava geweiht ist. In ihrer Gruft ruht die Heilige.

In Böhmisch-Aicha/Český Dub gründete Zdislava ein Spital, in dem sie persönlich oftmals Kranke pflegte. Ruinen des Gebäudes sind hinter der katholischen Kirche zu besichtigen.

Schließlich sei auch noch die katholische Kapelle in Olbersdorf genannt, deren Altar eine Reliquie der heiligen Zdislava birgt. Die Dominikaner von Jablonné v Podještědí schenkten sie anlässlich der Kapellenweihe 2002.

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Jakobus

Jakobus – Holzstatue am Giebel des Pilgerhäusls Hirschfelde
Jakobus – Holzstatue am Giebel des Pilgerhäusls Hirschfelde

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Verlauf des Zittauer Jakobsweges
Verlauf des Zittauer Jakobsweges

Dieser Heilige ist für ein 31 km langes Band quer durch die Pfarrei Zittau zuständig; schließlich ist er der Patron der Pilger. Diese betreten bei Leuba die Pfarrei und verlassen sie wieder an der Neiße hinter dem Zittauer Stadtteil Hartau hinein in die Tschechische Republik. Wohlwollend lächelt ihnen unterwegs ihr Beschützer vom Giebel des Pilgerhäusls in Hirschfelde zu.

Der Name „Jakobus“ war im Judentum sehr verbreitet und kann entsprechend Verwirrung stiften. Selbst unter den zwölf Aposteln gab es zwei Träger dieses Namens: „unseren“ Jakobus und den Sohn des Alphäus (Mk 3, 18). Um die beiden zu unterscheiden, haben sich die Zusätze „der Ältere“ und „der Jüngere“ eingebürgert. Eine zentrale Figur der Jerusalemer Urgemeinde war schließlich noch Jakobus, „der Bruder des Herrn“ (Gal 1, 19; Mk 6, 3; Apg 15, 13).

Jakobus der Ältere war am See Gennesaret zu Hause; vielleicht in Betsaida, denn aus diesem Ort stammten Simon Petrus und Andreas (vgl. Joh 1, 44). Nachdem Jesus diese beiden Fischer als seine Jünger berufen hatte, ging er „ein Stück weiter“ und nahm Jakobus und seinen Bruder Johannes in den Jüngerkreis auf (Mk 1, 19 f). Diesen beiden Söhnen des Zebedäus verlieh Jesus den Beinamen „Boanerges“ („Donnersöhne“). Dies könnte sich auf das Temperament der beiden, aber auch auf ihren Eifer bezogen haben.

Zusammen mit Petrus und Johannes bildete Jakobus die kleine Gruppe der Apostel, die Jesus an außergewöhnlichen Ereignissen teilhaben ließ: sie durften bei der Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jaïrus dabei sein (Mk 5, 37 – 43), die Verklärung Jesu erleben (Mk 9, 2 – 13) und schließlich sollten sie im Garten Getsemani mit ihrem Meister wachen und beten (Mk 14, 33 – 42). So erlebte Jakobus in einem Fall die Herrlichkeit des Herrn, sah ihn mit Mose und Elija sprechen und in Jesus den Glanz der göttlichen Herrlichkeit aufleuchten. Im anderen Fall stand er vor dem Leiden und der Erniedrigung; er sah mit eigenen Augen, wie sich der Sohn Gottes erniedrigte und gehorsam war bis zum Tod. Nach Ostern war Jakobus Teil der fragmentarischen Gruppe der Apostel, die die Erscheinung des Auferstandenen am Ufer des Sees Gennesaret miterlebte (Joh 21, 1 – 14).

Im Jahr 43 oder 44 ließ der Tetrarch Herodes Agrippa, ein Enkel Herodes des Großen, Jakobus hinrichten (Apg 12, 2). Damit war er der erste Apostel, der das Martyrium erlitt. Über sein apostolisches Wirken ist nichts Sicheres bekannt. Jakobus soll das Evangelium in Samaria, dem heutige Shomron im nördlichen Teil des Westjordanlandes, und in Jerusalem verkündet haben. Seine Gebeine wurden im Jahr 70 auf den Berg Horeb ins heutige Katharinenkloster gebracht.

Dem widersprechen vehement spanische Legenden. Der heilige Jakobus soll demnach ziemlich erfolglos das Evangelium in Spanien verkündet haben; angeblich konnte er lediglich ganze neun Menschen taufen. Resigniert sei er nach Jerusalem zurückgekehrt, wo er den Martyrertod erlitt. Der Leichnam des Apostels wurde in ein Boot gelegt; man wollte den Ort der Bestattung der göttlichen Vorsehung überlassen. Bereits nach sieben Tagen erreichte das Schiffchen in Iria Flavia, dem heutigen Padrón, die spanische Küste. Der Leichnam wurde auf einem Stierkarren weitertransportiert und an der Stelle begraben, an der die Zugtiere anhielten. Dieser Ort geriet schnell in Vergessenheit. Doch 829 nahm der Eremit Pelagius Lichter über dieser Gegend wahr. Theodomir, Bischof im zwanzig Kilometer entfernten Iria Flavia, wurde herbeigeholt. Der Glanz der Lichter deutete auf ein und dieselbe Stelle. Auf diese Weise wurde das Grab des heiligen Jakobus wiederentdeckt. Dies war gleichzeitig die Geburtsstunde der Jakobswege mit ihrem Ziel Santiago de Compostela. „Santiago“ bedeutet „heiliger Jakob“ und „Compostela“ wird gewöhnlich als „campus stellae“ („Sternenfeld“) gedeutet. Augenblicklich setzten die Pilgerzüge zum Apostelgrab ein. 1497 erklärte Papst Alexander VI. die drei großen Pilgerziele der Christenheit – Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela – für gleichrangig.

Jakobus der Ältere begegnet uns zumeist als Pilger, also bekleidet mit Pelerine oder Hut mit einer Jakobsmuschel daran sowie mit Stab, Beutel und Kürbisflasche, den üblichen Pilgerutensilien. Das Apostelfest wird am 25. Juli gefeiert. Fällt dieses Datum auf einen Sonntag, wird in Santiago und entlang der Jakobswege ein Heiliges Jahr begangen.

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Bernhard von Clairvaux

Bernhard von Clairvaux – Holzstatue im Zittauer Stadtmuseum
Bernhard von Clairvaux – Holzstatue im Zittauer Stadtmuseum

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Kloster St Marienthal
Kloster St Marienthal

Glück gehabt – oder besaß St. Marienthal einen mächtigen Fürsprecher? Denn eigentlich fühlten sich die Zisterzienser den vielen Aufnahmewünschen von Frauenklöstern in den Orden nicht mehr gewachsen. Man konnte für die zahlreichen Neugründungen keine spirituelle Leitung mehr durch den Ordensverband gewährleisten Deshalb sah sich das Generalkapitel 1228 veranlasst, weitere Angliederungen von Frauenklöstern zu verbieten; es sei denn, dass hohe geistliche Würdenträger und oder gar der Papst sich für eine Inkorporierung verwendeten. Irgendwie kamen dann doch 1234 Zisterzienserinnen aus dem mährischen Tischnowitz/Tišnov an die Neiße. Freilich: all das erlebte der heilige Bernhard schon nicht mehr…

Im Jahre 1090 wurde Bernhard von Fontaine aus ritterlichem Geschlecht unweit von Dijon (Frankreich) geboren. Obwohl ihm eine gläubige Erziehung zuteilwurde, genoss er doch das Leben in vollen Zügen, ehe er unvermittelt 1112 an der Pforte des strengen Reformklosters von Cîteaux (Burgund) um Aufnahme bat. Der junge Mann muss eine unglaublich anziehende Persönlichkeit gewesen sein, denn er kam nicht allein: Dreißig seiner Gefährten und Verwandten hatte er zum Eintritt in den Orden überredet. Dieser Zustrom von jungen Mönchen war der Aufschwung für das dahinwelkende Cîteaux. Von da an erlebte der Zisterzienserorden eine ungeahnte Blüte. Bereits 1115 wurde Bernhard als Abt zur Neugründung des Klosters Clairvaux (Champagne) ausgesandt. Damals war er ganze 25 Jahre alt. Das Abtsamt sollte er bis zu seinem Tode 38 Jahre lang zum Segen für sein Kloster, den Zisterzienserorden und die ganze Kirche ausüben. Bald zählte die Gemeinschaft in Clairvaux 700 Mönche, sodass man neue Klöster zu gründen begann. Zu Lebzeiten des Heiligen wurden allein von Clairvaux aus 67 Klöster gegründet, darunter in Deutschland Himmerod (Eifel) und Eberbach (Rheingau). In Europa zählte der Zisterzienserorden in Bernhards Todesjahr 343 Klöster.

Bernhard lebte die Askese, die er von seinen Mönchen verlangte, selbst so entschieden, dass er sich durch seine Härte und sein stetes Fasten ein unheilbares Magenleiden zuzog, dem er schließlich auch erliegen sollte. Sein scharfer Geist und seine feurige Art machten ihn zur einflussreichsten Persönlichkeit des Jahrhunderts. Bernhards suggestive Kraft war so stark, dass sogar die Menschen in Deutschland sich von seiner Predigt mitreißen ließen, obwohl sie seine Sprache nicht verstanden. Selbst der deutsche König Konrad III. ließ sich zu Weihnachten 1146 im Dom von Speyer von der Kreuzzugspredigt des Mönhchs begeistern und heftete sich das Kreuz der Kreuzfahrer an. Als dann der Kreuzzug, mit dem Bernhard den von turkmenischen Seldschuken bedrängten Christen in Palästina und Syrien zu Hilfe zu kommen und den Zugang zu den heiligen Stätten der Christenheit für die Pilger erhalten wollte und zu dessen Teilnahme er in ganz Europa aufgerufen hatte, durch Korruption und Fehlplanung kläglich scheiterte, nahm er demütig die Schuld dafür auf sich.

Bernhard wollte seinen Mönchen Abt und Vater sein. So beklagte er heftig, dass er im Auftrag von Papst und Bischöfen so viel außerhalb des Klosters in der Welt umherziehen musste. Sein hohes Ideal war das Leben der Gottesliebe in der Abgeschiedenheit des Klosters. Dafür konnte er derart viele junge Männer begeistern, dass er als „der Schrecken der Mütter und jungen Frauen“ galt. Seinen Mönchen predigte Abt Bernhard ohne Unterlass von den hohen Werten des Glaubens; über 300 Predigten und 545 Briefe legen davon Zeugnis ab. In einer Predigt zum Hohelied formuliert er als Mitte seines Glaubens und seiner Verkündigung: „Jesus kennen, Jesus den Gekreuzigten, das ist der Kern meiner Philosophie.“ Daher wird der Heilige gern dargestellt, wie der Gekreuzigte sich zu ihm herabneigt und ihn liebevoll umarmt. Die meisten Statuen zeigen Bernhard mit den Leidenswerkzeugen Jesu.

Von den Anstrengungen seines Wirkens aufgerieben, hager und abgemagert, starb Bernhard am 20. August 1153 in Clairvaux. Seine Mönche mussten ihn in aller Heimlichkeit begraben, da sie sonst der Menschenmassen nicht hätten Herr werden können. Das schönste Lob hat ihm wohl die heilige Hildegard von Bingen in einem Brief von 1146 ausgesprochen: „Du bist Sieger in deiner Seele und richtest andere zum Heile auf. Du bist der Adler, der in die Sonne blickt.“

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Gerhard Sasso

Gerhard Sasso – Fresko in der Kapelle des Großmeisteramtes in Rom, Quelle: wikipedia
Gerhard Sasso – Fresko in der Kapelle des Großmeisteramtes in Rom, Quelle: wikipedia

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Ehemalige Johanniterkirche in Hirschfelde
Ehemalige Johanniterkirche in Hirschfelde

Es wird nur wenige Leute in unserer Pfarrei betreffen, bei denen versucht wurde, ihre Post in der Komturstraße in Zittau abzugeben anstatt in der Komturgasse in Hirschfelde, wo sie eigentlich ankommen sollte. Allein schon diese Straßennamen zeigen an, dass es im heutigen Zittau (Hirschfelde wurde bekanntlich 2007 Teil dieser Stadt) etwas Besonderes gab: zwei Komtureien – was uns veranlasst, auf einen etwas unbekannteren Seligen zu schauen.

Dass die Geburtsjahre der frühen Heiligen und Seligen oft nicht präzise bestimmt werden können: daran haben wir uns gewöhnt. Aber dass selbst beim Namen und dem Geburtsort Unklarheit herrscht: das ist neu! Doch genau so ist es beim Gründer des Souveränen Ritter- und Hospitalordens vom Heiligen Johannes zu Jerusalem (kurz: Johanniter), Gerhard Sasso. Sein Nachname wird auch mit Tum, Tune, Tunc, Tenque oder Thom angegeben. Er wurde um 1040 vermutlich in Martigues (Provence) oder, anderen Quellen zufolge, in Amalfi (Kampanien) oder Avesnes (Hennegau) geboren. Verstorben ist er jedenfalls am 3. September 1120.

Die ersten Pilgerreisen nach Jerusalem wurden im ersten Drittel des 4. Jh. unternommen. In dieser Zeit bereitete es den Pilgern gewiss keine Mühe, Unterkünfte zu finden. Zielgerichtet organisiert wurde dies jedoch erst von Kaiser Karl dem Großen, der von Harun al Rashid, dem Kalifen von Bagdad, ein Areal in Jerusalem zum Geschenk erhalten hatte und darauf ein erstes Hospiz errichten ließ. Die Betreuung übernahmen Benediktiner, was auch beibehalten wurde, nachdem 1048 die Herberge Kaufleuten aus Amalfi übertragen worden war.

Zur Zeit des ersten Kreuzzugs 1099 erlangte die kleine Gemeinschaft unter der Leitung von Gerhard Sasso Unabhängigkeit. Immer mehr rückten die Sorge und Pflege von Kranken und Bedürftigen in den Mittelpunkt der Tätigkeit. Viele Ritter des Kreuzzuges, die im Hospital Aufnahme gefunden hatten, schlossen sich der Bruderschaft an und weihten ihr Leben dem Dienst an den Kranken. 1113 bestätigte Papst Paschalis II. die Umwandlung eines Teils der Laienbruderschaft in einen Orden. Das war Gerhard jedoch nicht genug; er entwarf die Vision einer die Welt umspannenden Organisation christlicher Nächstenliebe und Menschlichkeit: „Unsere Bruderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist, und weil, so Gott will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.“ Sein Nachfolger Raymond de Puy prägte das bis heute gültige Wort von den „Herren Kranken“.

In kürzester Zeit wurden das Hospital und die Gemeinschaft bis nach Europa hin bekannt. Gerhard erkannte, dass Vorbeugen besser ist als Heilen; und damit weniger kranke Pilger im Heiligen Land ankämen, organisierte er ihre Betreuung bereits in den Einschiffungshäfen des Kontinents. Damit schuf er die internationale Basis für die Hilfsgemeinschaft der Johanniter.

Nachdem 1291 das Heilige Land endgültig an die Muslime verloren gegangen war, verlegten die Johanniter ihren Hauptsitz von Akkon zunächst nach Zypern, danach auf die Insel Rhodos und 1530 schließlich nach Malta. Damit war auch ein Namenswechsel verbunden: Der Orden hieß nun „Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta“. Gebräuchlich sind jedoch eher Kurzformen wie „Die Malteser“.

Zum Schutz und für die Unterstützung der Kaufleute und Pilger wurden um 1300 die Niederlassungen (Komtureien) der Johanniter in Zittau und Hirschfelde gegründet. Heute versteht man unter „Johannitern“ die evangelische Ordensgemeinschaft, die 1538 im Zuge der Reformation aus der Ballei (Ordensprovinz) Brandenburg des Ritterordens hervorgegangen ist.

Der Gedenktag des seligen Gerhard Sasso wird am 13. Oktober begangen. Einer Legende zufolge soll er während der Belagerung Jerusalems 1099 den hungernden christlichen Kriegern von der Stadtmauer heimlich Brote zugeworfen haben. Als er dafür von den Muslimen bestraft werden sollte, hatten sich die restlichen Brote in Steine verwandelt und der Selige konnte behaupten, er habe die Steine den Verteidigern zur Unterstützung reichen wollen. So half er den Kreuzzugsteilnehmern, die Freiheit der Pilger wiederherzustellen. Frà Gerhard Sasso wird mit dem Malteserkreuz auf seiner Kleidung und einem Brot in seinen Händen dargestellt.

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Pietro di Morrone

Coelstin V – Gemälde von Giulio Cessare Bedeschini im Museo de l'aquila, Italien, Quelle: wikipedia
Coelstin V – Gemälde von Giulio Cessare Bedeschini im Museo de l'aquila, Italien, Quelle: wikipedia

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Ehemaliges Coelestinerkloster auf dem Berg Oybin vor dem Brand 1577, Foto: Künstlerkarte 1921
Ehemaliges Coelestinerkloster auf dem Berg Oybin vor dem Brand 1577, Foto: Künstlerkarte 1921

Pietro Angelerio kam um das Jahr 1210 herum als eines von zwölf Kindern einer Bauernfamilie in den Abruzzen (Italien) zur Welt. Bereits als Zwölfjähriger trat er in ein Benediktinerkloster ein. Bald spürte er seine Berufung zum Eremiten. Er lebte in den Felshöhlen des Monte Morrone in der Nähe der Stadt Sulmona (Abruzzo) und nannte sich fortan Pietro di Morrone.

Die dünn besiedelten, waldreichen Abruzzen mit ihren vielen Höhlen zogen fromme Männer an. So sammelte sich eine Gruppe von Gleichgesinnten um Pietro. Unter dem Dach der Benediktiner entstand der Orden der Cölestiner. 1369 wurde das Cölestiner-Kloster auf dem Oybin gegründet; die neue Klosterkirche wurde vom Prager Erzbischof Johann von Jenstein 1384 geweiht. 1516 bezogen zwölf Oybiner Mönche mit ihrem Prior - leider nur für ganze acht Jahre - das Kloster auf dem Königstein im Elbsandsteingebirge. Dies war die letzte Klostergründung vor der Reformation in Sachsen. Die Französische Revolution und die Säkularisation setzten dem männlichen Zweig des Ordens ein Ende.

Nach dem Tod Papst Nikolaus IV. 1292 konnten sich die damals anfangs zwölf, zum Schluss neun Kardinäle partout nicht auf einen Nachfolger einigen. Mehr als zwei Jahre lang war der Heilige Stuhl vakant - Rekord in der Kirchengeschichte! Karl II. von Anjou, der König von Neapel, soll den bereits im Ruf der Heiligkeit stehenden, mindestens schon 84 Jahre alten Pietro di Morrone genötigt haben, den Kardinälen einen geharnischten Brief zu schreiben und ihnen darin ihr verantwortungsloses Handeln vor Augen zu stellen. Am 5. Juli 1294 wurde der Einsiedler in Perugia zum neuen Papst gewählt; ob aus Überzeugung oder aus Ärger über besagten Brief – wir werden es nie erfahren!

Als der Einsiedler von seiner Wahl erfuhr, soll er versucht haben, in die Wildnis zu fliehen. Anderen Quellen zufolge kniete er vor denen, die die Botschaft überbrachten, nieder und rief: „Ich schaffe es nicht, mich selbst zu retten. Wie soll ich da die ganze Welt retten.“ Schließlich nahm Pietro die Wahl doch an. Dem Beispiel Jesu folgend, ritt er auf einem Esel in L' Aquila (Abruzzo) ein, ließ sich in der von ihm begründeten Kirche Santa Maria di Collemaggio im Beisein von etwa 20.000 Menschen zum Papst krönen und nahm den Namen Cölestin V. an.

Das Volk war begeistert. Es schien sich die Prophezeiung des Joachim von Fiore (1130/35 – 1202) zu erfüllen. Der hatte gelehrt, dass sich die Geschichte in drei Zeitalter gliedere: Im ersten, dem Alten Testament, hat sich der Vater offenbart. In der zweiten Phase, dem Neuen Testament, Christus. Um 1260 herum sollte der dritte Abschnitt beginnen, in dem der Heilige Geist in seinem ganzen Licht erstrahlen und die Kirche beseelen sollte. Zum Zeichen dafür würde ein „Engelspapst“ die Regierung der Kirche übernehmen. Dies sollte ein redlicher, heiligmäßiger Mann sein, der die Kirche reformierte. In Pietro di Morrone glaubte man ihn sehen zu können. Die Namenswahl „Cölestin“, „der Himmlische“ trug selbstverständlich das Ihre dazu bei.

Doch das alles konnte nicht gutgehen. Cölestin erwies sich, wie er selbst vorausgesagt hatte, als unfähig, die Kurie zu führen sowie die politischen, finanziellen und militärischen Entscheidungen zu fällen, die damals von einem Papst verlangt wurden. Chaos und Korruption nahmen überhand. Auf Drängen Karls II. verlegte der Papst seinen Amtssitz nach Neapel. Dort geriet er in völlige Abhängigkeit vom König und Kardinal Benedetto Caetani, der ihm später als Papst Bonifaz VIII. nachfolgte. Rom betrat Cölestin nie.

Am 13. Dezember 1294 legte Cölestin sein Amt nieder. Er holte wieder seine raue Mönchskutte hervor und wollte fortan wieder in der Einsamkeit leben. Deshalb flüchtete er nach Apulien, um nach Griechenland überzusetzen. Doch ein Schiffbruch verhinderte das Vorhaben. Der neue Mann auf dem Stuhl Petri befürchtete ein Schisma, da Pietro im Volk immer noch beliebt war und es ihn gern als Papst behalten hätte, und ließ ihn im Kastell von Fumone (Latium) einkerkern. Dort starb er am 19. Mai 1296 eines natürlichen Todes. Bereits 1313 wurde Cölestin heiliggesprochen – aber ausdrücklich als Pietro di Morrone. Der 19. Mai ist seinem Gedenken gewidmet.

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Edmund Bojanowski

Edmund Bojanowski – Fensterbild in der Kirche des hl. Adalbert in Posen/Poznań, Quelle: wikipedia
Edmund Bojanowski – Fensterbild in der Kirche des hl. Adalbert in Posen/Poznań, Quelle: wikipedia

Bei manchen Leuten, die ein bewundernswertes Lebenswerk hinterlassen haben, fragt man sich, ob sie das geschafft haben trotz oder gerade wegen ihres eigenen schwierigen Lebensweges. Edmund Bojanowski war ein solcher Mensch. Papst Johannes Paul II. bescheinigte ihm bei der Seligsprechung am 13. Juni 1999 in Warschau: „In die Erinnerung der Menschen ging er als ein herzensguter Mensch ein, der es aus Liebe zu Gott und den Menschen verstand, die verschiedenen Bereiche Erziehung, Caritas, Kultur und Religion wirksam zum Guten zu verbinden. Leitprinzip bei jeder seiner Initiativen war der Wunsch, dass alle der Erlösung teilhaftig werden sollten.“

Edmund Bojanowski wurde am 14. November 1814 in einer tief religiösen und von patriotischer Tradition geprägten Familie in Grabonóg (Woiwodschaft Großpolen) geboren, das damals zu Preußen gehörte. 1819 befiel ihn eine erste schwere Krankheit, von der er jedoch spontan geheilt wurde. Die Eltern schrieben die Heilung der Fürbitte der Gottesmutter zu. Sein allgemein schlechter Gesundheitszustand verhinderte den Besuch einer öffentlichen Schule, so dass er von seiner Mutter und Privatlehrern unterrichtet wurde.

1832 begann der Selige ein philosophisches Studium an der Universität Breslau. 1834 starb seine Mutter, 1836 sein Vater. Der Verlust seiner Eltern traf ihn hart, so dass sich sein Gesundheitszustand erneut verschlechterte. Er zog dennoch nach Berlin und studierte Literatur, Psychologie, Ästhetik, Philosophie und Kunstgeschichte. Wegen einer Lungenerkrankung musste er die Studien abbrechen und nach Grabonóg zurückkehren.

1849 brach eine Choleraepidemie aus. Bojanowski besuchte Tag und Nacht Kranke und half ihnen ohne Rücksicht auf sich selbst. Verlassene Waisenkinder nach der Epidemie, mangelnde Bildungsmöglichkeiten in einem von Großmächten dreigeteilten Land, große Armut in der Landbevölkerung, die Frauen zwang, auf Gutshöfen zu arbeiten und dadurch ihre Kinder zu vernachlässigen: die Verhältnisse im Polen Mitte des 19. Jh. veranlassten Edmund zu handeln. Eigens für die Dorfkinder entwickelte er ein Erziehungsprogramm auf der Grundlage religiösen Brauchtums. Er ermutigte arme, gläubige und kinderliebe Dorfmädchen, zu dritt kleine Wohngemeinschaften zu bilden. Diese jungen Frauen nahmen sich der Dorfkinder an. Gleichzeitig halfen sie Alten und Kranken und unterrichteten am Abend die Mütter der Kinder, beteten und lasen mit ihnen. Eine erste „Bewahranstalt“ gründete Bojanowski zusammen mit drei Mädchen am 3. Mai 1850 in Podrzecze (Woiwodschaft Großpolen) und gab den nun zahlreich entstehenden Gemeinschaften eine Regel. Damit waren die „Schwestern Mägde Mariens von der Unbefleckten Empfängnis“ gegründet.

Wegen seines fortgeschrittenen Alters brauchte Edmund Bojanowski eine Sondererlaubnis des Erzbischofs von Gnesen und Posen/Gniezno i Poznań, um 1869 in das Priesterseminar Gnesen eintreten zu können, doch auch hier musste er sein Studium nach einem reichlichen Jahr aus Krankheitsgründen abbrechen. Bereits am 7. August 1871 verstarb der Selige im Marienwallfahrtsort Górka Duchowna (Woiwodschaft Großpolen). Seiner gedacht wird jeweils am 7. August. Die noch seltenen Darstellungen zeigen ihn mit Kindern.

Am 14. Dezember 1921 trafen „Mägde Mariens“ in Zittau ein und leisteten Kranken- und häusliche Pflege, vorwiegend in katholischen Haushalten der Stadt. Es waren inzwischen sechs Schwestern, die 1927 in ein Gebäude auf der Nordstraße zogen, das fortan „St. Antoniusheim" hieß; es ist das heutige Christliche Kinderhaus. Eine Armenspeisung während der Weltwirtschaftskrise und die Betreuung der vielen Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg waren nun die Aufgaben. Ab 1950 wurden 20 betagte Gemeindemitglieder im Heim betreut. Als das Haus nicht mehr den gesetzlichen Auflagen für ein Altenpflegeheim entsprach und geschlossen werden musste, verließen die Mägde Mariens am 31. Dezember 1992 die Stadt. Etwas kürzer waren die „Mägde Mariens“ in der damaligen Pfarrei Löbau tätig, doch gewiss ebenso segensreich: von Oktober 1923 bis zum 1. März 1975.

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Benno von Meißen

Hl. Benno von Meißen – Holzbüste
Hl. Benno von Meißen – Holzbüste

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Albrechtsburg und Dom zu Meißen
Albrechtsburg und Dom zu Meißen

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Hl. Benno von Meißen – Relief an der kath. Pfarrkirche Meißen
Hl. Benno von Meißen – Relief an der kath. Pfarrkirche Meißen

„Wenn für die Geschichtsschreibung auch nicht relevant - ein wenig Wahrheit steckt in jeder Sage.“ Deshalb dürfen wir unseren Bistumspatron, den heiligen Benno, ruhigen Gewissens auch in der Pfarrei Zittau „begrüßen“.

Auf dem Georgenberg, einem Teil des Rotsteinmassivs bei Sohland, sind die spärlichen Reste einer alten Kapelle zu entdecken. Sie wird zwar meist „Georgskapelle“ genannt, doch es findet sich auch die Bezeichnung „Bennokapelle“. Die Rotunde wurde um das Jahr 1000 erbaut; möglicherweise in der Regierungszeit Bennos als Bischof von Meißen. Der Heilige hielt sich nachweislich gern im nicht allzu weit entfernten Göda bei Bautzen auf, von wo aus Bischof Eido die Milzener christianisiert hatte. Die Orte Bischdorf, Herwigsdorf und Dolgowitz – alle unweit des Rotsteins gelegen – deuten auf Meißener Bischöfe hin: Bennos Nachfolger Herwig besaß den Burgward Dolgowitz. Und nun bringen wir eine Sage ins Spiel: Bischof Benno habe die Gegend sehr geliebt (was Wunder!) und sei gern von Bischdorf über die Berge nach Gersdorf gewandert, woher noch ein gepflasterter Fußweg rührt, der über den Berg führt und „Mönchsmauer“ genannt wird. Ist es ausgeschlossen, dass sich der fromme Mann zu Rast und Gebet unterwegs eine Kapelle auf dem Berg errichten ließ?

Benno war von 1066 bis 1106 Bischof von Meißen – damals eine wilde, kaum erschlossene Gegend fernab von kulturellen und politischen Zentren. Neben kleinen slawischen Dörfern fanden sich auch einzelne Burgen der deutschen Eroberer. Unter diesen verfeindeten Menschen ausgleichend zu wirken, war keine einfache Aufgabe.

Der Heilige stammte aus dem Haus der Grafen von Woldenberg, einem sächsischen Adelsgeschlecht, das südlich von Hildesheim seinen Stammsitz hatte. Um das Jahr 1010 wurde er dort geboren. Benno war 1062 als königlicher Kapellan und Kanoniker in dem Kollegiatsstift an der Kaiserlichen Pfalzkapelle in Goslar tätig. Als der Goslaer Stiftspropst Kraft, den König Heinrich IV. für das Bistum Meißen vorgesehen hatte, plötzlich starb, wurde Benno 1066 zum Bischof von Meißen ernannt. In seinem Bistum hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es war eines der ärmsten in Deutschland, an der Grenze gelegen mit vielen Konflikten zwischen der sorbischen Urbevölkerung und den deutschen Eroberern. Benno versuchte, dem Christentum nicht mit den Schwertern der Burgwarte den Weg zu bahnen, sondern durch seine Sorge für die Armen. Er selbst hat nie zum Schwert gegriffen.

Benno erlebte sowohl den Aufstand der sächsischen Adligen gegen den Kaiser als auch den Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst. Alle Parteien erwarteten, dass er sie unterstütze. Aber um sein Missionswerk nicht zu gefährden, hielt er sich aus allem heraus. Er verweigerte auch dem König die Waffenhilfe und verhielt sich neutral. Daher ließ König Heinrichs IV. 1075 Benno gefangen nehmen. Ein zweites Mal wurde er 1085 abgesetzt und aus dem Bistum vertrieben. Erst 1088 konnte er zurückkehren und vermittelte den Frieden zwischen Heinrich IV. und den Bischöfen von Magdeburg, Merseburg und Naumburg.

Benno starb am 16. Juni 1106. Doch auch nach seinem Tod entzündeten sich an ihm Kontroversen. Papst Hadrian VI. sprach ihn 1523 heilig, worauf seine Gebeine 1524 in ein besonderes Hochgrab im Meißner Dom überführt wurden. In der Reformationszeit wurden die Gebeine Bennos nach München in Sicherheit gebracht. Seit 1580 ruhen sie in der Münchner Liebfrauenkirche. Seine Mitra befindet sich heute im Altar der Dresdner Kathedrale (Hofkirche). Sein Gedenktag wird am 16. Juni gefeiert – in unserem Bistum als Hochfest.

Das oben zitierte Motto für Sagen gilt fraglos auch für Legenden, die einen Menschen zumeist sogar besser charakterisieren als nüchterne biografische Daten. Über Benno gibt es sehr viele Legenden. Die bekannteste erzählt von seiner Vertreibung aus Meißen. Benno soll damals den Dom abgeschlossen und den Schlüssel in die Elbe geworfen haben. Als er nach einigen Jahren zurückkehrte, wurde ihm in einem Gasthaus in der Nähe Meißens ein Fisch serviert, in dem sich der Schlüssel befunden haben soll. Deshalb wird Benno oft mit Fisch und Schlüssel dargestellt.

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Siegfried von Växjö

Siegfrid von Växjö – Wandbild in der Kirche Överselö, Quelle: Wikipedia
Siegfrid von Växjö – Wandbild in der Kirche Överselö, Quelle: Wikipedia

Die Internetseite www.beliebte-vornamen.de behauptet, dass zwischen 2006 und 2018 „Siegfried“ in Deutschland lediglich ungefähr 90 Mal als erster Vorname vergeben wurde, was ihm Platz 4.443 auf der Liste der beliebtesten Vornamen für diesen Zeitraum einträgt.

Umso bemerkenswerter ist es, dass dieser Name in der Pfarrei Zittau durchaus eine bedeutende Rolle spielt. Beurkundet und allgemein bekannt ist, dass die böhmische Königin Kunigunde im Jahr 1234 dem soeben gegründeten Kloster im Neißetal das „Dorf Sifridsdorf mit allem Zubehör“ schenkte. Weniger geläufig ist, dass eben jenes Kloster bis um ca. 1400 selbst „Sifridsdorf“ hieß oder zumindest „bei Sifridsdorf“ genannt wurde, ehe der Name „Mergenthal“ oder „Marienthal“ aufkam.

Das Dorf existiert heute nicht mehr. 1427 zerstörten es die Hussiten und es wurde nicht wieder aufgebaut. In den 60-er Jahren des vorigen Jh. konnte zum Nachweis seiner tatsächlichen Existenz ein Brunnen ausgegraben werden. In Kreuzesform gepflanzte Lärchen markierten jahrzehntelang die Stelle, wo sich einst der Friedhof des Dorfes befunden haben sollte. Leider ist dieses Memorial der Motorsäge zum Opfer gefallen.

Und doch wird man – abgesehen vom Brunnen – markant an den untergegangenen Ort erinnert. An einem kleinen Bach, an dem sich seinerzeit vermutlich das Dorf hinzog und der heutzutage von einem vom „Bergfrieden“ kommenden grün und gelb markierten Wanderweg überquert wird, wurde 1859 im Auftrag des Klosters St. Marienthal eine neugotische Spitzsäule mit dem Bild des heiligen Siegfried errichtet. Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass man zumindest damals der Meinung war, der heilige Siegfried sei - vermutlich über den „Umweg“ des Namens eines Landbesitzers – der Namensgeber des Ortes gewesen.

Damit wird aber die ganze Geschichte rätselhaft, denn der heilige Siegfried ist erst um das Jahr 1067 gestorben. Sollte er binnen kurzem ein so populärer Heiliger geworden sein, dass man schon 150 Jahre nach seinem Tod in der Oberlausitz neugeborene Jungen auf seinen Namen taufte? Denn das dürfte wohl für die damalige Zeit vorauszusetzen sein, dass man einen Heiligen als Namenspatron wählte. In Deutschland ist der Name „Siegfried“ seit dem 10. Jh. nachweisbar. So führt eine Spur zu Sigfrid von Wearmouth (Nordengland), einem Diakon und Benediktiner-Abt. Er starb 689 oder 690. Von dort könnte der Name „eingesickert“ sein.

Doch wir sind gewiss gut beraten, wenn wir beim heiligen Bischof Siegfried bleiben, denn auf dem Denkmal in Sifridsdorf ist er als solcher dargestellt.

Die Quellenlage über den Heiligen ist unsicher, doch folgendes lässt sich in etwa rekonstruieren: Siegfried kam in England zur Welt und wurde Mönch der Abtei Glastonbury, wo im Übrigen die Reliquien des heiligen Sigfrid von Wearmouth verehrt wurden. Um das Jahr 995 rief ihn der Norwegerkönig Olaf Tryggvason nach Skandinavien. Zuerst war Siegfried in Norwegen, dann in Nordschweden als Missionar tätig. Doch richtig Fuß fassen konnte er erst, als er weiter nach Südschweden zog. Dort war er so erfolgreich in seiner Missionstätigkeit, dass man ihm den Beinamen „Apostel der Schweden“ gab. Ob er selbst 1035 das älteste schwedische Bistum Skara in Västergötland gründete, ist unsicher. Recht gewiss aber ist die Tatsache, dass Siegfried als dritter Bischof das Bistum leitete. Norwegischen und isländischen Quellen zufolge hat ein Bischof namens Sigurd, der wohl mit Siegfried identisch ist, König Olav Erikson „Skötkonung“ getauft. Bei seiner Rückkehr von der Taufe fand er die abgeschlagenen Köpfe seiner drei Neffen und Gehilfen Unaman, Vinaman und Sunaman in einem Holzkübel auf dem Heiligensee schwimmend vor. Bischof Siegfried selbst soll am 15. Februar 1045 in Växjö in Schweden den Märtyrertod erlitten haben. Sein Todestag ist seit seiner Heiligsprechung 1158 auch – wie bei den meisten Heiligen üblich – sein Gedenktag im Heiligenkalender. Dargestellt ist Siegfried als Bischof ohne besondere Attribute, gelegentlich aber auch mit einem hölzernen Zuber mit den drei Häuptern seiner Neffen.

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Johannes Nepomuk

Johannes Nepomuk – Holzfigur in der Zittauer Pfarrkirche
Johannes Nepomuk – Holzfigur in der Zittauer Pfarrkirche

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Nepomukfest in St. Marienthal 2019
Nepomukfest in St. Marienthal 2019

Welcher Heilige zieht in der Pfarrei Zittau die meisten Blicke auf sich? Ohne Zweifel Johannes Nepomuk (Jan Nepomucký), denn er steht in Ostritz an exponierter Stelle – und zwar an der Ecke Julius-Rolle-Straße/Kirchstraße, wo viele Leute entlangfahren oder -laufen (bei aller Frömmigkeit: Vorsicht, es ist eine gleichrangige Kreuzung!). Auch im Klosterhof von St. Marienthal ist er zu entdecken, am Pilgerhäusl in Hirschfelde genauso wie in den Kirchen von Ostritz und Zittau sowie in der Klosterkirche.

Johannes wurde irgendwann zwischen 1345 und 1350 im böhmischen Pomuk (heute Nepomuk) geboren. In seinem Heimatort besuchte er die Schule des Zisterzienserklosters. Erstmals historisch greifbar wird er durch ein Schriftstück aus dem Jahr 1369. Damals gehörte er als Notar und Sekretär zum Gefolge des Erzbischofs Johann Očko von Wlašim (Jan Očko z Vlašimi) von Prag. Um 1380 empfing Johannes die Priesterweihe. Damit verbanden sich eine Aufgabe im Veitsdom und die Pfarrstelle an der Galluskirche in der Prager Altstadt. Offensichtlich blieb jedoch genügend Zeit für ein Jura-Studium an der Karls-Universität und später in Padua. Bemerkenswert ist das Zeugnis eines dortigen Kommilitonen: „Johannes war wohlgefällig vor Gott und den Menschen, beliebt bei Deutschen und Tschechen“. Nach dem Erwerb des Doktortitels wurde Nepomuk 1389 Generalvikar des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein (Jan z Jenštejna), also der zweithöchste Mann in der Rangordnung eines Bistums.

Die kirchenpolitischen Verhältnisse zu jener Zeit waren kompliziert. Es war die Zeit des abendländischen Schismas (1378 - 1417), während dessen es einen Papst in Rom und einen Gegenpapst in Avignon, zeitweise noch einen weiteren Gegenpapst gab. Auch im Erzbistum Prag kam es zu heftigen Auseinandersetzungen um Gerichts- und Besitzrechte. Widerpart des Erzbischofs war König Wenzel (Václav) IV. Die Streitigkeiten erreichten ihren Höhepunkt, als der König beabsichtigte, den kirchlichen und wirtschaftlichen Einfluss des Erzbischofs zu schmälern. Zu diesem Zweck plante er, das Gebiet des Erzbistums Prag durch Errichtung eines Bistums Kladrau/Kladruby in Westböhmen zu verkleinern. Nach dem Tod des Abtes der Kladrauer Benediktinerabtei sollte ein königlicher Kandidat zu dessen Nachfolger und gleichzeitig zum ersten Bischof des neuen Bistums ernannt werden. Doch die Mönche wählten dessen ungeachtet einen der Ihren zum Abt. Generalvikar Johannes von Pomuk bestätigte auf Weisung des Erzbischofs die Wahl innerhalb weniger Tage, weshalb der König die Einspruchsfrist nicht einhalten konnte. Für den 20. März 1393 war ein klärendes Gespräch angesetzt; allerdings kam es zu keiner Einigung. Der Erzbischof floh aus Prag. Wenzel ließ den Generalvikar und zwei seiner Mitarbeiter festnehmen und mit brennenden Fackeln foltern. Laut späteren Aussagen der Beteiligten legte der König selbst mit Hand an. Dieses brutale Verhör brachte jedoch kein Ergebnis. Nepomuks Mitarbeiter wurden daher freigelassen. Zuvor mussten sie aber schwören, niemals über die Ereignisse zu sprechen. Dieser Fakt ermöglichte wohl die Legende vom Beichtgeheimnis, die mindestens seit 1433 existiert, denn schon bald nach Nepomuks Tod kamen Gerüchte über sein Sterben auf.

Nepomuk verlor infolge der Folterung das Bewusstsein. Die Henkersknechte schnürten seinen Körper wie ein Rad zusammen und etwa gegen neun Uhr abends warfen sie ihn von der Karlsbrücke in die Moldau/Vltava. Auf dem Grund des Flusses war der Leichnam des Märtyrers von fünf Sternen umgeben, so dass man ihn fand und bergen konnte. So wird Nepomuk heute meistens dargestellt – mit fünf Sternen um das Haupt. Sie stehen für fünf Buchstaben: „T-A-C-U-I“, was bedeutet: „Ich habe geschwiegen.“ Denn das ist die bekannte Legende vom Wahrer des Beichtgeheimnisses: König Wenzel verdächtigte seine Frau Sophie von Bayern der Untreue und wollte von Johannes Nepomuk erfahren, ob sie in der Beichte Entsprechendes gestanden habe. Doch der Priester brach das Beichtgeheimnis nicht und bezahlte dies mit seinem Leben.

Der Heilige wird in der Pfarrei Zittau am Freitag nahe bei seinem Gedenktag am 16. Mai mit dem Lichterschwimmen auf der Neiße vor dem Kloster St. Marienthal geehrt.

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Johann von Jenstein

Johann von Jenstein – Büste im Prager Veitsdom, Foto: wikipedia
Johann von Jenstein – Büste im Prager Veitsdom, Foto: wikipedia

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Burg Jenstein, Foto: wikipedia
Burg Jenstein, Foto: wikipedia

Zweimal ist in unseren Heiligenbeschreibungen von Erzbischof Johann von Jenstein (auch: Johann von Jenzenstein; Johann von Genzenstein; tschechisch: Jan z Jenštejna) die Rede. Er ist kein Heiliger, aber seine Bekehrungsgeschichte verdient, erzählt zu werden. Außerdem steht er der heutigen Pfarrei Zittau in mehrfacher Hinsicht nahe, wie wir sehen werden.

Johann wurde an einem 27. Dezember zwischen 1347 und 1350 in Prag geboren. Der Stammsitz der Familie war Burg Jenstein/Jenštejn, die sich ca. 15 km nordöstlich des Prager Stadtzentrums erhebt und an der unmittelbar der Zittauer Jakobsweg vorüberführt. Lange hielt es ihn nicht zu Hause: ab 1371 studierte der junge Mann Kirchenrecht und Theologie an den Universitäten Padua und Bologna. 1374 wechselte er an die Universität Montpellier und schloss das Studium schließlich an der Pariser Universität ab.

Noch vor Abschluss seiner Studien war Johann von Jenstein Subdiakon und Propst von Wetzlar. Auf Betreiben des großen Kaisers Karl IV. ernannte ihn Papst Gregor XI. am 4. Juli 1376 zum Bischof von Meißen. In der Bischofsliste dieses Bistums wird er als Johann II. von Jenstein geführt. Nachdem sein Onkel Johann Očko von Wlašim auf den Bischofssitz in Prag verzichtet hatte, übernahm Johann am 20. Oktober 1378 die Leitung dieses Bistums. Bereits im November desselben Jahres ernannte Karl IV. den neuen Erzbischof zum Kanzler seines Sohnes, des böhmischen Königs Wenzel IV. – mit dem er dann jedoch später in erbitterten Streit geraten sollte. Die Bischofsliste von Prag verzeichnet diesen Bischof als Johann VI. von Jenstein. Im abendländischen Schisma unterstützte er Papst Urban VI. in Rom gegen seinen Widerpart in Avignon. 1384 kam er auf den Berg Oybin, um die neue Klosterkirche der Cölestiner zu weihen.

Die Jahre des Studiums und im Bistum Meißen waren nach eigener Einschätzung „eine Zeit des ungebundenen weltlichen Lebens“ für Johann. Angeblich habe er „mehr Wälder und Berge besucht als Kirchen“ und kein Turnier versäumt. Doch 1382 kam die große Wende in seinem Leben: Johanns Freund, der ebenfalls sinnenfrohe Erzbischof Ludwig von Magdeburg, feierte im Rathaus von Calbe (Saale) sein Fastnachtsfest mit vielen Gästen. Ein Feuer löste eine Panik aus; alle versuchten, das Haus zu verlassen. Ein Magdeburger Chronist berichtet: „Er (Ludwig) ist die zerbrochene Stiege heruntergefallen, hat den Hals abgestürzet und ist in Puncto todt geblieben“. Diesen Genickbruch seines Freundes und eine eigene schwere Krankheit deutete Johann von Jenstein als Gottesstrafe für seine ausschweifende Lebensweise. Er verurteilte seine frühere Vorliebe für die Jagd und andere Vergnügungen und hörte auf, heidnische Autoren zu lesen, um sich besser der Kontemplation widmen zu können.

Fortan führte der Erzbischof von Prag ein frommes und asketisches Leben und ging nun voller Energie seine eigentlichen Aufgaben an. Er ordnete durch Synoden die Kirchenverwaltung und stellte – wie an sich selbst - an die Priester hohe moralische Ansprüche, wobei er auch, wie eine alte Schrift schildert, „öfters dem König mit Ermahnungen lästig fiel“. 1386 übernahm er für das Erzbistum Prag das Fest Mariä Heimsuchung, das 1263 der heilige Bonaventura im Franziskanerorden eingeführt hatte. Nicht wenige – und durchaus seriöse - Quellen behaupten, dass Papst Urban VI. seinem getreuen Gefolgsmann Johann von Jenstein zuliebe 1389 das Marienfest für die ganze Kirche vorgeschrieben habe. Allerdings werden auch andere Jahreszahlen gehandelt. Literarisch betätigte sich Johann ebenso. Er dichtete mehrere Hymnen zu Ehren der Gottesmutter Maria. Erhalten sind auch fünf Predigtsammlungen und acht asketische Schriften.

Johann von Jenstein verzichtete Ende Januar 1394 auf sein Amt als Erzbischof von Prag. 1399 begab er sich nach Rom, um vom Papst die Genehmigung zu einer Missionstätigkeit zu erlangen. Am 2. April 1399 ehrte ihn der Papst mit dem Titel des Patriarchen von Alexandrien. Danach zog sich Johann in das römische Kloster Santa Prassede zurück, wo er vierzehn Monate später, am 17. Juni 1400, verstarb.

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Bernhard von Menthon

Bernhard von Menthon – Tafelbild von 1832, Hospiz auf dem Großen St. Bernhard, Quelle: Wikipedia
Bernhard von Menthon – Tafelbild von 1832, Hospiz auf dem Großen St. Bernhard, Quelle: Wikipedia

Das Zittauer Gebirge ist zweifelsohne das landschaftliche Hightlight der Pfarrei Zittau – knapp vor dem Neißetal mit dem Kloster St. Marienthal an seinem Ausgang. Die eindrucksvollen Sandsteinfelsen locken viele Kletterer an; deshalb sei bei den Heiligen unserer Pfarrei auch an den Patron der Bergsteiger, Bergbewohner und Skifahrer gedacht. Dieses Patronat war gewiss auch der Anlass dafür, dem heiligen Bernhard von Menthon eine Kapelle zu weihen, die die Pfarrvikarie Olbersdorf und nach deren Auflösung die Pfarrei „Mariä Heimsuchung“ Zittau betreute. Sie befand sich im ersten Stockwerk eines kleinen Hauses im Kurort Jonsdorf. Dort am Samstagabend die Heilige Messe zu feiern, war durchaus eine spannende Angelegenheit. Manchmal begann man mit zwei frommen Seelen; ein Graus für jeden Prediger! Doch dann konnte es passieren, dass plötzlich Schritte auf der knarrenden Treppe zu hören waren und eine Wandergruppe von zwanzig Leuten die kleine Kapelle stürmte. Als für das Gebäude große Reparaturen erforderlich wurden, wurde 2005 die Kapelle aufgehoben und das Haus verkauft.

Bernhard von Menthon, auch Bernhard von Aosta, ist nicht mit dem Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux zu verwechseln. Geboren wurde er vermutlich im Schloss Menthon im heutigen Menthon-Saint-Bernard bei Annecy in Frankreich, doch sein Geburtsjahr ist ein reines Lotteriespiel: die Angaben reichen von 923 über 983 bis 1008. Entsprechend groß ist die Bandbreite seiner vermuteten Todesjahre: 1008, 1081, 1086, wobei 1081 als das wahrscheinlichste gelten kann. Um seine Jugend rankt sich eine hübsche Legende: Bernhard habe sich dem Wunsch seines Vaters zu einer noblen Hochzeit widersetzt, weshalb er in den Turm des elterlichen Schlosses eingesperrt wurde. Doch der heilige Nikolaus befreite ihn durch ein Fenster und Bernhard floh nach Aosta zu Archidiakon Peter. Dieser Aufenthalt kann als gesichert gelten; genauso auch, dass Bernhard Peters Nachfolger wurde, durch seine Predigten viele Menschen zum Christentum bekehrte und mehrere Bistümer einrichtete. Berühmt wurde der Heilige allerdings dadurch, dass er nach mancher Überlieferung 973, tatsächlich aber wohl um 1050 zum Schutz der Reisenden auf dem gefährlichen Alpenübergang des Monte Jovis/Mont-Joux zwischen dem Wallis in der Schweiz und dem Aosta-Tal in Italien ein Kloster mit Hospiz gründete. Dieser Pass ist heute nach ihm benannt: Großer Sankt Bernhard. Wenige Jahre später erbaute Bernhard wohl auch das Hospiz auf dem Kleinen St. Bernhard. Berühmt wurden die seit Mitte des 17. Jh. ebenfalls nach Bernhard benannten, auf die Rettung Verschütteter trainierten Hunde, die die Mönche als Helfer schon damals einsetzten und inzwischen zur eigenständigen Hundeart weiterzüchteten. Dass diese Hunde ein Fässchen Rum mit sich tragen, ist bedauerlicherweise ins Reich der Legende zu verweisen. Gegenwärtig leben drei Augustiner-Chorherren und eine Augustiner-Oblatin auf dem Pass – acht Monate im Jahr durch Schnee von der Außenwelt abgeschnitten - nach dem Wahlspruch „Hic Christus adoratur et pascitur“ – „Hier wird Christus angebetet und genährt“.

Verstorben ist Bernhard in Novaraim italienischen Piemont, wo er auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Gedenktag des Heiligen ist der 15. Juni. Dargestellt wird er im Chorherrengewand mit Abtsstab und einem Drachen, weil er mit einem solchen Tier auf dem Pass kämpfen musste, und einem Turm – siehe die Legende aus seinen Jugendjahren.

Das folgende Gebet kann sicherlich nicht nur von Bergsteigern gesprochen werden: Gott, du hast uns den heiligen Bernhard als Patron der Bergsteiger und der Bergbevölkerung gegeben. Auf seine Fürsprache hin beschütze uns bei jedem Aufstieg und bewahre uns vor der Unbill der Witterung. Lass uns den Aufenthalt in der Natur zur wirksamen Erholung werden, damit wir mit neuem Mut und Freude zu unserer Arbeit im Dienste Gottes und der Mitmenschen zurückkehren. Gib uns die Kraft, das Leben des heiligen Bernhard nachzuahmen, und führe uns zu jenem Felsen, der Christus ist. Der mit dir lebt und wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Maria

Maria - Figur in der Kirche "Mariä Namen", Löbau
Maria - Figur in der Kirche "Mariä Namen", Löbau

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Maria - Figur in der Kirche "Mariä Himmelfahrt", Ostritz
Maria - Figur in der Kirche "Mariä Himmelfahrt", Ostritz

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Maria - Figur in der Kirche "Mariä Heimsuchung", Zittau
Maria - Figur in der Kirche "Mariä Heimsuchung", Zittau

Manchen treuen Leser unserer Rubrik „Heilige der Pfarrei“ wird vielleicht wundern, dass er bislang noch nichts zur Gottesmutter Maria lesen konnte; heißt doch die Pfarrei „St. Marien“ Zittau. Das hat verschiedene Gründe: Erstens dürfte schon alles zu Maria gesagt und geschrieben sein, was man über sie weiß und denken kann. Zweitens bekommt man keine gesicherte Biographie von ihr zustande. Das Neue Testament berichtet wenig und die apokryphen Schriften sind mit Vorsicht zu genießen. Deshalb soll es lediglich um die Patronate der drei Hauptkirchen der Pfarrei gehen: „Mariä Himmelfahrt“, „Mariä Heimsuchung“ und „Mariä Namen“. Dafür wird der Artikel ein bisschen länger ausfallen.

Das Patronat „Mariä Himmelfahrt“ war und ist besonders bei den Klosterkirchen der Zisterzienser beliebt. So nimmt es nicht Wunder, dass die Abtei St. Marienthal im 14. Jh. die Ostritzer veranlasste, das ursprüngliche Patronat ihrer Kirche „St. Peter und Paul“ umzuwandeln in „Mariä Himmelfahrt“ – was heutzutage ein glatter Verstoß gegen das Kirchenrecht wäre und zumindest die Bistumsverwaltung auf den Plan riefe. Can. 1218 des Kirchlichen Gesetzbuches (Codex iuris canonici) bestimmt nämlich: „Jede Kirche muss ihren Titel haben, der nach vollzogener Weihe nicht geändert werden kann“.

Es ist schon bemerkenswert, dass Mariä Aufnahme in den Himmel (was der korrekte Name für das Fest ist, doch für die Formulierung eines Patronatstitels natürlich völlig ungeeignet) das älteste unserer Marienfeste ist, obwohl erst 1950 die Lehre von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel von Papst Pius XII. zum Dogma, also zum verbindlichen Glaubensinhalt, erklärt wurde. Seit dem 7. Jh. wird es nachweislich am 15. August gefeiert.

Im Mittelpunkt des Hochfestes steht die innige Beziehung Marias zu ihrem Sohn Jesus. „Aufnahme in den Himmel“ bedeutet, dass sie nach Beendigung ihres irdischen Lebens in den Zustand gelangt ist, in den die übrigen Gläubigen erst nach der Auferstehung am Jüngsten Tag kommen werden. Sie ist das Bild des erlösten Menschen.

Am 15. August werden in schöner Tradition Kräuter gesegnet. Das mag zwei Ursachen haben: Zum einen wird durch den Festinhalt die Bedeutung des Leibes betont. Er ist gut, er ist schön und wir brauchen ihn für die tausenderlei Verrichtungen, die tagtäglich nötig sind. Deshalb darf man ihm nicht nur Gutes tun, man muss es – und deshalb wachsen Kräuter, die Abhilfe schaffen sollen, wenn es dem Körper nicht gut geht. Schließlich und endlich werden wir mit unserem verklärten Leib auferstehen und ewig bei Gott leben dürfen, sagt unsere christliche Hoffnung.

Zum anderen erzählt eine Legende, dass sich die Apostel in Jerusalem versammelt hätten, um der Gottesmutter in ihrer Todesstunde beizustehen. Als sie am nächsten Morgen zu ihrem Grab kamen, breitete sich von dort ein intensiver Duft aus. Die Apostel waren neugierig und wollten wissen, woher der würzige Geruch kam. Also schoben sie gemeinsam den schweren Stein beiseite und schauten in das Grab: Maria war verschwunden! Stattdessen waren darin wunderschöne Blumen und unzählige duftende Kräuter gewachsen. Diese Legende hat 1974 den Textdichter des Marien-Musicals „Ave Eva“, Wilhelm Willms, zu einem originellen Wortspiel animiert: „Sie hat sich verduftet“!

Hat der heilige Bonaventura nicht aufgepasst, als er – zu dieser Zeit Generalminister der Franziskaner - 1263 das Fest „Mariä Heimsuchung“ in seinem Orden einführte und als Datum dafür den 2. Juli festlegte? Denn logisch ist das Datum nicht! Der Festinhalt besagt ja, dass sich Maria und Elisabet, die Mutter Johannes des Täufers, während ihrer Schwangerschaften begegneten (Lk 1, 39 – 56). Doch das Hochfest der Geburt Johannes des Täufers wird acht Tage zuvor, am 24. Juni, begangen. Mit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ging 1969 auch eine Überarbeitung des Heiligenkalenders einher. Es war die ideale Gelegenheit, diese paradoxe Datierung zu verändern. Seither wird weltkirchlich „Mariä Heimsuchung“ am 31. Mai gefeiert. Somit ist ein sinnvoller Festablauf gegeben: 25. März: „Verkündigung des Herrn“, 31. Mai: „Mariä Heimsuchung“, 24. Juni: „Geburt Johannes des Täufers“. Nur im deutschen Sprachraum wurde „mit Rücksicht auf die Volksfrömmigkeit“ der alte Termin - 2. Juli - beibehalten. Das führt u. a. zu dem Kuriosum, dass in der Basilika von Haindorf/Hejnice Ende Mai ein tschechisches Patronatsfest für die aktuelle dortige Gemeinde und einige Wochen später ein sozusagen deutsches für die Heimatvertriebenen gefeiert wird.

Eine Variante über die Einführung des Festes für die Gesamtkirche wurde bereits in Zusammenhang mit dem heiligen Johannes Nepomuk und dem Prager Erzbischof Johann von Jenstein dargestellt: „1386 übernahm er (Erzbischof Johann) für das Erzbistum Prag das Fest Mariä Heimsuchung, das 1263 der heilige Bonaventura im Franziskanerorden eingeführt hatte. Nicht wenige – und durchaus seriöse - Quellen behaupten, dass Papst Urban VI. seinem getreuen Gefolgsmann Johann von Jenstein zuliebe 1389 das Marienfest für die ganze Kirche vorgeschrieben habe.“ Ob nun dieser Schritt allerdings erst 1441 vom Konzil von Basel oder noch später, nämlich 1570 durch Papst Pius V. vollzogen wurde – darüber ist man sich in der Forschung offensichtlich mehr als uneins.

Sei es, wie es sei: es ist ein Fest mit schönem Inhalt. Nur der Name klingt in unseren Ohren nicht mehr so gut wie sicherlich früher einmal. Von „Heimsuchung“ sprechen wir heute bei einer Katastrophe, einem Unglück, einem Schicksalsschlag. Ursprünglich hatte „Heimsuchung“ jedoch eine durchweg positive Bedeutung. Es war der Besuch im Heim, im Daheim eines anderen, der Besuch bei lieben Menschen. Da klingen all die schönen und beglückenden Erfahrungen mit, die mit einer solchen Visite und der daraus resultierenden Begegnung verbunden sind. Echte Begegnung ist immer gut; besonders, wenn - wie im Falle von Elisabet und Maria – Herzen zusammenfinden. Zwei Frauen – die eine schon alt, die andere noch ganz jung – müssen mit dem unerwarteten Eingreifen Gottes in ihr Leben umgehen. Ihr Zusammensein ermöglicht, dass sie einander das Geschehen deuten und sich gegenseitig ermutigen.

„Mariä Heimsuchung“ ist auch für unser Beten bedeutungsvoll geworden. „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ (Lk 1, 42). Mit diesen Worten begrüßt Elisabet die eintretende Maria; es sind Worte, die Eingang in eines der Grundgebete der katholischen Kirche, das „Gegrüßet seist du, Maria“, gefunden haben. Maria antwortet mit einem Loblied auf die Allmacht und die Gnade Gottes; sie hat uns das „Magnificat“ geschenkt. Dieser Lobgesang, nach seinem ersten lateinischen Wort benannt, gehört spätestens seit dem heiligen Benedikt von Nursia (480 - 547) zum kirchlichen Abendgebet, der Vesper, und wird seitdem rings auf dem ganzen Erdenrund zu Beginn des Abends gebetet.

Der Gedenktag „Mariä Namen“ hat einen geschichtlichen Hintergrund. Bereits seit 1513 wurde in der Diözese Cuenca (Kastilien-La Mancha) ein Fest zu Ehren des Namens Mariens gefeiert. Doch der „Durchbruch“ für das Fest kam erst Jahrzehnte später. Vom 14. Juli bis zum 12. September1683 belagerten die Osmanen Wien zum zweiten Mal nach 1529. Am Kahlenberg behielten schließlich die christlichen Heere die Oberhand. Dabei spielten die Truppen des polnischen Königs Jan (Johann) III. Sobieski die entscheidende Rolle. Den Soldaten wurde eine Fahne mit dem Bildnis der Gottesmutter vorangetragen, so dass man letztendlich Maria den Sieg zuschrieb. Beeindruckend ist die – wohl durchaus glaubhafte – Überlieferung, dass Sobieski auf seinem Weg nach Wien erst einmal mehrere Marienwallfahrtsorte wie Tschenstochau/Częstochowa und Deutsch Piekar/Piekary Śląskie aufsuchte. Vertrauen und Gelassenheit in einer äußerst brenzligen Situation…

Nach diesem Sieg führte Papst Innozenz XI. noch im gleichen Jahr das Fest Mariä Namen für die ganze Katholische Kirche am Sonntag nach dem Fest Mariä Geburt (8. September) ein. Papst Pius X. verlegte es dann auf den eigentlichen Siegestag, also den 12. September. Heute ist es allerdings nur noch ein – nicht einmal gebotener – Gedenktag mit dem offiziellen Titel „Heiligster Name Mariens“. Dieser Bedeutungsverlust rührt daher, dass das Fest Mariä Geburt wenige Tage zuvor stärker betont werden soll.

Der Gedenktag „Mariä Namen“ lädt ein, nach der Bedeutung und dem Wert von Namen und der Feier des Namenstags zu fragen.

Seit dem Mittelalter ist es üblich, bei der Taufe dem Täufling den Namen eines christlichen Heiligen zu geben als sein Schutz- und Namenspatron. Ein Name ist mehr als eine Bezeichnung; schon in der Bibel steht er für das Wesen einer Person, für Programm und Inhalt des ganzen Lebens. Immer wieder wird bezeugt, dass Gott den Menschen bei seinem Namen ruft. Beim Namen gerufen zu sein bedeutet: Ich bin gemeint, mit meinem ganzen Wesen, meiner Identität und Persönlichkeit. Gott meint mich und hat eine ganz konkrete Berufung für mich. Mein Name ist Geschenk Gottes an mich, in meinem Namenspatron habe ich ein Vorbild für mein Leben und einen Fürsprecher bei Gott.

Dabei ist bemerkenswert, dass vor dem 16. Jh. die Mädchen eher selten auf „Maria“ getauft wurden - aus Ehrfurcht vor der Mutter Gottes. Dies wandelte sich, als man in der Gottesmutter zunehmend die große und wichtige Schutzpatronin und Fürsprecherin sah.