Unscheinbar und in guter Nachbarschaft

Die kleine unscheinbare Kirche in Hirschfelde gründet auf geschichtsträchtigem Boden. Denn in vorrefor­matorischer Zeit war seit 1365 in dem Ort eine Kommende des Johanniterordens ansässig. Aus dieser Zeit stammt auch die benachbarte Kirche St. Peter und Paul, die mit der Reformation und dem Erlöschen des katholischen Lebens an die ev.-luth. Kirchgemeinde überging. Als im 19. Jh. wieder katholische Arbeiter nach Hirschfelde zogen, wurde nach sporadischen Lösungen 1934/35 eine neue Kirche gebaut. Zwischen Fertigstellung und Weihe vergingen nochmals drei Jahre, da die Nazis den damaligen Bischof inhaftiert hatten. Es gibt einen recht amüsant geschriebenen Bericht vom damaligen Pfarrer Grohmann, wie es zum Bau der Kirche kam.

Kirche Hirschfelde - alte Kapelle

Abgelöst

Bevor die neue Kirche gebaut wurde, nutzten die Hirschfelder Katholiken einen umgebauten Kuhstall als Gottesdienstraum. Doch schon nach zehn Jahren stellte man fest, dass der Bau zu klein geworden ist, und beschloss, ein größeres Gotteshaus zu bauen.

Verlassen

Die meisten katholischen Familien in Hirschfelde stammen ursprünglich aus Seitendorf (Zatonie). Sie mussten dieses alte Klosterdorf nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen. Später wurde der nun polnisch gewordene Ort nach und nach Opfer des Tagebaus Turów.    

Schlicht

Die katholischen Kirche wirkt von außen recht nüchtern. Nur eine Statue des Kirchenpatrons am Giebel und das Metallkreuz auf dem Turm verhelfen dem Bau zu etwas Schmuck.

Nüchtern und doch einladend

Auch der Innenraum ist schlicht. Umso stärker wirken die wenigen Akzente, die durch die Ausstattung gesetzt werden, darunter die Darstellung des Gekreu­zigten mit Maria und Johannes unterm Kreuz  von Georg Nawroth aus Görlitz.

Jünger als man denkt

Die Madonna im goldenen Strahlenkranz, die vor dem Altarraum angebracht ist, wirkt wie ein uraltes Gnadenbild. Doch sie ist jünger als man denkt, denn sie wurde erst 1952 aus Holz gefertigt.

Klösterlicher Patron

Die Kirche ist dem hl. Konrad von Parzham geweiht, der auch als Sandsteinfigur über dem Eingang wacht. Der Kapuzinermönch aus Altötting betrachtet ein Kreuz, was mit seiner Aussage korrespondiert: „Das Kreuz ist mein Buch“.

Zeichen der Verbundenheit

Ein kleines Detail verweist auf die Nähe zum 8 km entfernten Zisterzienserinnen-Kloster St. Marienthal. Selbiges hat aus alter Verbundenheit ein Fenster gestiftet, denn bis 1976 wurden die Hirschfelder von der Pfarrei in Seitendorf, einem alten Klosterdorf, betreut. 

Sechs für sieben

Passend zum klaren Stil der Kirche wurden auch die Buntglasfenster gestaltet. Auf sechs Fenstern sind die sieben Sakramente der Kirche dargestellt. Nicht selten wird gerätselt, wo das siebte Sakrament „versteckt" ist. Denn das siebte große Fenster zeigt die Dreifaltigkeit.

Kirche Hirschfelde - hl. Cäcilia

Musikalisch

Am Aufgang zur Orgelempore befindet sich ein weiteres Buntglasfenster – diesmal mit der Darstellung der hl. Cäcilia. Den sangesfreudigen Hirschfeldern war die Patronin der Kirchenmusik sehr wichtig.  

Geschichtlicher Abriss
14. Jh.: Einrichtung einer Kommende der Johanniter
1352: Bau der Johanniterkirche „St. Peter und Paul“ (heute ev.-luth. Kirche)
bis 1784 zugehörig zum Erzbistum Prag, danach zur Apostolischen Administratur der Lausitz
19. Jh.: Zuzug katholischer Arbeiter im Zuge der Industrialisierung, Betreuung durch die Pfarrei in Seitendorf (heute Zatonie)
1919: Umbau einer Scheune zur Kapelle auf dem Grundstück Komturgasse 9
1934: Grundsteinlegung für eine neue Kirche
1935: Weihefest (bischöfliche Weihe 1938)
1945: Einrichtung einer Pfarradministratur (zugehörig zur Pfarrei in Seitendorf)
1976: Einrichtung einer Pfarrvikarie (zugehörig zur Pfarrei Zittau)
2002: Eingliederung in die Pfarrei „Mariä Heimsuchung“ Zittau

Kirche „St. Konrad v. Parzham“ Hirschfelde
Anschrift: 02788 Hirschfelde, Komturgasse 9
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Ansprechpartner
Michael Schmacht

© Texte und Fotos: Jeannette Gosteli