Uralt, beständig und prächtig
Wer auf die Ostritzer Kirche „Mariä Himmelfahrt“ zusteuert, tritt zunächst – wie bei vielen Gotteshäusern üblich – in einen ummauerten Bereich ein. Die liebevoll gepflegte Grünfläche lässt nur noch an einigen wenigen Grabmalen erkennen, dass hier einmal ein Friedhof angelegt war. An die 60 000 Menschen sollen hier begraben sein – eine Zahl, die angesichts der kleinen Stadt schon erahnen lässt, wie geschichtsträchtig dieser Flecken Erde sein muss. Und auch Kirchenhistoriker bestätigen uns das: Ostritz besitzt eine der ältesten Kirchen des Bistums Dresden-Meißen. Die baulichen Ursprünge dieses Gotteshauses gehen in die erste Hälfte des 13. Jh. zurück. Und noch eine Besonderheit weist dieser Kirchenstandort auf: In der Reformationszeit gehörte Ostritz zum Erzbistum Prag und unterstand der nahe gelegenen Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal. So bliebt Ostritz als eine der wenigen Oberlausitzer Orte katholisch.
Eskortiert
Die Ostritzer Kirche war einst den Apostel Petrus und Paulus geweiht. Die beiden Patrone wachen noch heute am stadtseitigen Eingang, zwei weitere Figuren stehen am Hochaltar.
Immer wieder anders
Einst als große Saalkirche mit quadratischen Westturm erbaut erhielt die Ostritzer Kirche mehrmals äußerlich wie innerlich ein neues Erscheinungsbild: so z.B. nach der Zerstörung durch die Hussiten mit einem Wiederaufbau, im 16. Jh. durch neue Fenster und den Anbau der Vorhallen, in der Barockzeit durch die neue Turmhaube und die prächtige Innenausstattung.
Mittelalterlich
Zu den ältesten erhaltenen Teilen gehört auch das Kreuzrippengewölbe mit den Symbolen der vier Evangelisten an der Decke über dem Altar.
Eindrucksvoll
Der aus Holz gefertigte und reich vergoldete Hochaltar wurde von einem böhmischen Künstler aus Münchengrätz (Mnichovo Hradiště) geschaffen.
Symbolträchtig
Ein Detail des Hochaltars fällt besonders ins Auge: das Osterlamm, das den Tabernakel bekrönt. Es ruht auf dem Buch mit sieben Siegeln und erinnert die Kirchenbesucher an die endzeitlichen Prophezeiungen aus dem Buch der Offenbarung.
Zisterziensisch
Über dem Tabernakel prangt ein großes Altarbild, das von einem prächtigen Rahmen gehalten wird. Es zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel und verweist somit auf das neue Patronat, das die Zisterzienserinnenabtei ganz in der Tradition ihres Ordens wählte, als sie die Kirche im 14. Jh. erwarb.
Angepasst
Heute kaum noch vorstellbar: Es gab Zeiten, da wurde es eng in der Ostritzer Kirche; daher erhielt sie an drei Seiten Emporen. Heute ist nur noch die Westempore übrig geblieben. Auf ihr steht die von Karl Eduard Jehmlich gefertigte Orgel.
Sehenswert
In der südseitigen Vorhalle, die nach dem benachbarten Ort Blumberg (heute das polnische Bratków) benannt ist, finden wir einen weiteren Altar. Er ist deshalb sehenswert, weil er eine schöne Darstellung der Erscheinung Mariens vor dem hl. Johannes von Nepomuk beheimatet.
Heilig
Die aus Sandstein gearbeitete Kanzel wird zwar in ihrer ursprünglichen Funktion kaum noch genutzt, dafür bietet sie einen prominenten Platz für fünf heilige Frauen (Katharina, Barbara, Margarethe, Ursula und Maria) sowie drei biblische Szenen (Erhöhung der Schlange, Kreuzigung und Auferstehung Christi).
Abseits
An der Nordseite des Chorraums sind gleich zwei interessante Details zu entdecken: die mit Eisenbeschlägen verzierte Tür zur Sakristei und das Sandsteingrabmal des aus Ostritz gebürtigen Bautzner Domdekans Johann Joseph Schüller von Ehrenthal.
Bedeckt
Einst war die Decke des Kirchenschiffs mit Malereien geschmückt. Sie mussten Ende des 19. Jh. einem neuen Kunstgeschmack weichen. Die reich verzierte, aber sehr homogen gestaltete Kassettendecke gibt dem Kirchenraum eine warme und beruhigende Ausstrahlung.
Markant
Die 14 Stationsbilder des Kreuzweges im Kirchenschiff stammen von dem Ostritzer Maler Emil Pischel, der damals erst 30 Jahre alt war. Seinen markanten Stil finden wir auch in späteren Werken, so in den kath. Kirchen Bernstadt, Schlegel und Herrnhut.
Geschichtlicher Abriss
Anfang 13. Jh.: Gründung der Stadt Ostritz durch den Burgrafen von Dohna
1234: Gründung der nahe gelegenen Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal
13. Jh.: bauliche Ursprünge der jetzigen Kirche
1346: Erwerb der Kirche durch die Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal
bis 1784 zugehörig zum Erzbistum Prag, danach zur Apostolischen Administratur der Lausitz
bis 2012 zugehörig zum Dekanat Zittau, danach zu Bautzen
7. Juli 2019: Auflösung der Pfarrei „Mariä Himmelfahrt“ Ostritz
und Gründung der Pfarrei „St. Marien“ Zittau
Kirche „Mariä Himmelfahrt“ Ostritz
Anschrift: 02899 Ostritz, Spanntigstraße 3
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Ansprechpartner
Gemeindereferent Stephan Kupka
Gemeindeleiter Ostritz
© Texte und Fotos: Jeannette Gosteli